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Bild: Marcell Rogmann

„Packt endlich die Handys weg“ – 187 Straßenbande in Köln

Lesezeit: 4 Minuten

Die 187 Straßenbande ist im Moment die mit Abstand gehypteste Rapcrew in Deutschland. Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht irgendeinen Bezug zu den Hamburgern hat. Gold- und Platinplatten im Überfluss, komplett überrannte Autogrammstunden, Songs die in jedem Club rauf und runter gespielt werden – der Hype ist seit einiger Zeit real. Das zeigt auch der Ansturm auf die Tickets zur aktuellen Sampler 4-Tour. So gut wie jedes Konzert ist ausverkauft, keine Halle hat eine Kapazität von weniger als 4000 Leuten. Jedoch stellt sich die Frage, wie gut die Crew live ist. bonnFM war für euch in Köln mit dabei.

Kurzes Vorprogramm

Die Schlange vor dem Palladium schien endlos. Kein Wunder wenn das Konzert ausverkauft ist. Drinnen angekommen, machten die Rapper Omik K und Fatal ein kurzes Vorprogramm von ca. 25 Minuten. Straighter Deutschrap mit Beats, die mal etwas eckiger, mal sehr tanzbar waren. Insgesamt nichts großartig besonderes, zum einstimmen aber ganz gut geeignet. Als sie fertig waren viel ein großer Vorhang, der das Cover vom aktuellen Sampler 4 zeigt, und weckte die Erwartungen auf den Mainact. Nach kurzer Pause gingen dann die Lichter aus und es wurde Zeit für die 187 Straßenbande.

Ein Handymeer

Als die ersten Töne vom Opener „Mit den Jungz“ erklingen, gehen gefühlt 4000 Handys in die Luft und man sieht die Bühne kaum noch. Drei Snareschläge, dann fällt der Vorhang und Bonez MC, Gzuz und LX starten das Konzert. Das Bühnenbild ist spektakulär und zeigt eine hamburger Hausfassade mit Kiosk, 187-Tatoostudio und Garage, die später noch wichtig werden sollte. Bonez und Gzuz machen sofort klar, was sie von dem Handywahnsinn halten und fordern das Publikum dazu auf, die Dinger runterzunehmen. Das sollte im Laufe des Abends noch häufiger passieren. Nach dem ersten Song folgten Nummern wie „Optimal“, „100er Batzen“ oder „Schnell machen“. Nach und nach kamen auch Sa4 und Maxwell auf die Bühne und es wurden Lieder von allen möglichen Solo- und Kollaboalben der letzten Jahre gespielt.

Starke Setlist

An der Setlist gibt es nichts zu mekern: Sämtliche Hits wurden gespielt und vor der Zugabe wurden auch die zwei Bonez MC und RAF Camora-Übersongs „Palmen aus Plastik“ und „Ohne mein Team“ gebracht. Zwei Lieder die jeder in- und auswendig kennt, vielen schon zu den Ohren raushängt, die live aber richtig knallen. Generell merkt man den Hamburgern ihre Spielfreude an. Sie nutzen die komplette Bühne aus, gehen auch mal runter zum Publikum und haben eine hervorragende Austrahlung. Sie wollen dem Publikum eine gute Show bieten und legen sich dazu auch wirklich ins Zeug.

Hits ohne Ende

In der Zugabe werden alle Hits gespielt, die man bisher vermisst hatte. Den Anfang machte „CL 500“, bei dem besagtes Garagentor aufgemacht wurde und Gzuz mit seinem CL 500 rausfuhr. Richtig starker Showeffekt, bei dem aber leider wieder die gefühlten 4000 Handys oben waren. Danach folgten noch „Millionär“, das großartige „Marioana“, bei dem Maxwell auf einem aufblasbaren Flamingo über das Publikum ritt, „Schnapp!“ und als großes Finale noch „Kontrollieren“ bei dem es, nach mehrfacher Aufforderung der 1

Bild: Marcell Rogmann

87ers, den einzigen Mospit des Abends gab. Dann war das Konzert vorbei.Die ungefähr gespielten 85 Minuten sehen auf dem Papier nach etwas wenig aus, waren in der Realität aber genau richtig, da alle wichtigen Songs gespielt wurden und nichts künstlich in die Länge gezogen wurde. Die 187 Straßenbande hat ein super Konzert gegeben, jedoch verließ man die Halle mit einem faden Beigeschmack, für den die Hamburger allerdings nichts können.

 

Das Problem mit den Handys

Wenn Leute auf ein Konzert gehen und 90% der Zeit damit beschäftigt sind, ihre Instagram-Story mit Videos vom Konzet zu füllen, ist das nicht nur für andere Zuschauer nervig, es nimmt auch alles an Energie raus. Bonez hat nach dem ersten Song direkt darum gebeten, das ständige Filmen zu unterlassen, da sie ihren eigenen Kameramann dabei haben. Zunächst befolgen die meisten auch seine Ansage, aber drei Lieder später ist es wieder soweit und das Palladium wird zum Handymeer. Die zunehmend genervten Ansagen von der Bühne und Sprüche wie „Packt endlich die scheiß Handys weg“ kann man gut nachvollziehen – schließlich hat die 187 Straßenbande eine Menge Lieder, bei denen es mehr Spaß macht, zu feiern und abzugehen, als sie zu filmen. Sie geben auf der Bühne viel zu viel Gas, um nur mit sturem Filmen bedacht zu werden.
Viele Besucher waren vermutlich nicht sehr konzerterfahren und möchten der Welt da draußen unbedingt mitteilen, dass sie bei der im Moment populärsten Rapcrew live dabei sind. Das ist an sich ja auch kein Problem. Dann macht man schnell eine handvoll Fotos von spektakulären Bühnenbild und schon kann man diese all seinen Freunden zeigen. Für ein fast komplett mitgefilmtes Konzert in schlechter Bild- und Tonqualität interessiert sich nämlich niemand. Wenn die Rapper auf der Bühne dann auch noch dazu auffordern, die Handys wegzutun und endlich zu feiern, kann man dem auch ruhig mal nachkommen. Viele werden es nicht glauben, aber ein Konzert wird so 100x besser.

Ich könnte noch viel zu dem Thema sagen, habe dazu aber keine Lust und komme zu dem Fazit: 187 Straßenbande in Köln – klasse Show der Hamburger, ein großer Teil des Publikums muss aber noch einiges lernen.