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Bild: The Fantastic Four - First Steps Marvel/ Disney

The Fantastic Four – First Steps: Marvels erste Schritte in die richtige Richtung

Mit The Fantastic Four – First Steps schließt Marvel die fünfte Phase des Marvel Cinematic Universe (MCU) ab und ebnet zugleich den Weg für das kommende Spektakel rund um die geplanten Epen Avengers: Doomsday (2026) und Avengers: Secret Wars (2027). Trotz des sinkenden Interesses infolge mehrerer gescheiterter MCU-Projekte nach Avengers: Endgame (2019) versucht Marvel unter der Leitung von Kevin Feige, mit einer bislang im Kino erfolglosen Superheldengruppe zurück in die Erfolgsspur zu finden. Doch ist ihnen das gelungen?

Es war einmal oder auch nicht

The Fantastic Four – First Steps spielt im retrofuturistischen New York der 1960er-Jahre. Schon früh wird klar, dass die Handlung nicht im bekannten MCU-Universum angesiedelt ist, sondern in einer alternativen Realität. In dieser Welt beschützen die Fantastic Four bereits seit etwa vier Jahren die Erde. Der Film verzichtet bewusst auf eine klassische Superhelden-Origin-Story und zeigt stattdessen etablierte Held:innen, die sich den Respekt der Bevölkerung längst erarbeitet haben.

Ein geschickt platzierter Einspieler erklärt dennoch, wie die Fantastic Four zu ihren Superkräften gekommen sind. So werden Zuschauer:innen ohne Vorkenntnisse gut abgeholt, während Fans der Reihe gleichermaßen unterhalten werden.

Die eigentliche Handlung des Films beginnt jedoch erst, als Susan Storm (Vanessa Kirby) und Reed Richards (Pedro Pascal) erfahren, dass sie ein Kind erwarten. Gleichzeitig richtet sich eine interdimensionale Bedrohung in Form von Galactus (Ralph Ineson) gegen die Erde.

Von diesem Moment an stehen die Fantastic Four vor der Herausforderung, ihre Rolle als Superhelden mit ihrem familiären Zusammenhalt zu vereinen und gleichzeitig die Welt vor dem Untergang zu bewahren.

Ein Familiendrama mit moralischen Konflikten

Schon in den Comics standen die Fantastic Four nicht nur als Team, sondern vor allem als Familie im Mittelpunkt. Eine Einheit, die zusammenhält, selbst wenn persönliche Herausforderungen oder schwierige Entscheidungen anstehen. Genau diese Dynamik bildet auch im Film das emotionale Herzstück und verleiht der Geschichte spürbar mehr Tiefe als reine Action.

Sobald Franklin, das Kind von Susan Storm und Reed Richards, zur Familie stößt, nimmt jede Figur eine neue, besondere Rolle ein: Reed wird zum überfürsorglichen, besorgten Vater, Susan zur schützenden Mutter, Johnny Storm (Joseph Quinn) und Ben Grimm (Ebon Moss-Bachrach) zu den liebevollen, verspielten Onkeln.

Im Laufe der Handlung werden die Figuren immer wieder vor moralische und emotionale Herausforderungen gestellt, bei denen sie Opfer erbringen müssen, für das Wohl der Familie. Diese philosophischen Ansätze wirken erfrischend und haben in modernen Superheldenverfilmungen lange gefehlt. Dadurch fühlt man als Zuschauer:in wieder mit den Figuren mit und wird emotional stärker in die Geschichte eingebunden.

Viele Klischees und optisch nicht immer ansehnlich

Auch wenn der Film als Comicbuchverfilmung grundsätzlich überzeugt, ist er bei Weitem kein perfekter Film. Wie in vielen anderen Superheldenfilmen werden auch hier zahlreiche Probleme viel zu einfach und ohne überzeugende Erklärung gelöst.

Konflikte halten selten lange an. Oft genügt bereits eine kurze Rede, um etwa die gesamte Welt zur Zusammenarbeit zu bewegen. Der Fokus liegt dabei erneut fast ausschließlich auf den Held:innen, sodass der Satz „Wir haben die Welt gerettet“ ironischerweise wieder inmitten einer völlig zerstörten Szenerie fällt. Nebenfiguren, die möglicherweise alles verloren haben, werden dabei kaum berücksichtigt.

Doch genau solche Klischees gehören irgendwie auch zum Superheldenkino dazu und wer bereit ist, sich darauf einzulassen, kann darüber hinwegsehen.

Worüber man aber nicht so leicht hinwegsehen kann, ist, mal wieder, das CGI (Computer-generated imagery). Zwar sieht der Film im Vergleich zu anderen aktuellen Marvel-Projekten insgesamt solide aus. Besonders gelungen sind das Design des retrofuturistischen New Yorks, die Outfits der Fantastic Four sowie die Darstellung von Das Ding (Ebon Moss-Bachrach).

Was hingegen weniger funktioniert, ist zum Beispiel die Verwandlung von Johnny Storm zur menschlichen Fackel: Die Animation erinnert eher an eine YouTube-Parodie aus dem Jahr 2013. Besonders enttäuschend fällt die Inszenierung von Galactus aus. Seine Darstellung ist derart misslungen, dass man ihn kaum als ernstzunehmende Bedrohung für das MCU wahrnimmt und sich stattdessen eher an einen Bösewicht aus Power Rangers erinnert fühlt.

Funktioniert der Film für sich allein…

…oder muss man erneut alle Filme und Serien aus dem Marvel Cinematic Universe gesehen haben, um alles zu verstehen? Eine berechtigte Frage, bedenkt man die stark vernetzte und zunehmend komplexe Struktur der bisherigen Phase 5.

Kurz gesagt: The Fantastic Four – First Steps ist endlich mal wieder ein eigenständiger Film, den man auch als MCU-Neuling problemlos schauen kann. Es gibt keinerlei Verweise auf frühere MCU-Projekte, nicht einmal auf ältere Fantastic Four-Verfilmungen. Fanservice bedeutet hier nicht Insider-Gags oder obligatorische Cameos, sondern frische, eigenständige Ideen.

Was man allerdings beachten sollte: Der Film hat spürbaren Einfluss auf kommende Marvel-Projekte. Sowohl die Handlung selbst, als auch die Mid-Credit-Szene (die Post-Credit-Szene kann man sich übrigens sparen) eröffnen ein neues Kapitel innerhalb des MCU. Wer den Film verpasst, könnte bei zukünftigen Projekten definitiv Verständnisschwierigkeiten bekommen.

Ist Marvel der Schritt gelungen?

Auf jeden Fall. Der Film erinnert an die Anfangszeiten des MCU und zeigt, warum Comicbuchverfilmungen einst so erfolgreich waren. Mit einer, wenn auch klischeehaften, aber dennoch eigenständigen Geschichte und emotional greifbaren Charakteren, zu denen man als Zuschauer:in eine Verbindung aufbauen kann, gelingt ein solider Einstieg ins neue Marvel-Kapitel.