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Bild: Christina Nerea Burger

Theater trifft Trash TV

Lesezeit: 2 Minuten

Bonns Theaterlandschaft blüht. Gerade im Bereich des semiprofessionellen Theaters gibt es so einiges zu sehen. Aktuell gibt die BUSC „Hamlet“ in der Brotfabrik, die Dauertheatersendung erweckt mit „Leonce & Lena“ Büchner zu neuem Leben. Wem der Sinn nach etwas modernerem steht, der sollte sich auf jeden Fall die Gruppe „S.U.B.-Kultur“ vormerken. Bereits seit 2008 trifft hier ein bunter Haufen Profis auf Semiprofis und Theaterneulinge. Gemeinsam ist allen der Spaß am kreativen Arbeiten und das Verwirklichen eines gemeinsamen Konzeptes. Ob und wie dieses Konzept aufgeht, konnte bonnFM am Freitag selbst heraus finden. 

Oh Weh Oh Weh, das Reporterleben…

Im Stück „Oh Weh Oh Weh das Abendland“ geht es vordergründig um eine Abschlussklasse einer Schauspielschule. Ihre Abschlussinszenierung, die unter der Regie ihres Lieblingsschauspiellehrers stattfindet, und sich mit der Flüchtlingsproblematik beschäftigt, sollte eigentlich ein voller Erfolg werden. Doch da haben die Schüler die Rechnung ohne Lehrer Zollhaus (Peter Berger) gemacht, der das Stück sabotiert, wo er nur kann. Zu flach, zu platt, zu feel good, so seine Vorwürfe. Im Kern behandelt das Stück von Autor Chris Nolde dabei aber eher die Frage, was wirkliches Engagement ist und was dieses bedeutet. Regisseur Marcus Brien inszeniert das Ganze eher schlicht, was zum Teil auch an der Größe der Truppe und den dadurch gegebenen Möglichkeiten liegen mag. Das legt den Fokus aber auch stärker auf das Ensemble und dessen Spielfreude. Und eben diese Spielfreude steckt das Publikum dann auch mit an. Zugegeben, man sollte schon offen für modernes Theater sein, und auch den ein oder anderen Trash TV Moment sollte man ab können. Aber dann bekommt man einen manchmal sehr vollgepackten,  aber immer vergnüglichen Theaterabend. 

Die Schachtel in der Schachtel in der Schachtel…

Als Theaterfan ist natürlich das Stück im Stück mit am spannendsten, da gerade hier die Thematik der Doppelbödigkeit und der Falschheit schön zu Tage tritt. Und auch den Schauspielern gibt man hier noch mal die Möglichkeit, Gas zu geben. Hier stechen vor allem Christina Nerea Burger und Valentin Scholz hervor, deren Spielfreude einem im positiven Sinn ins Gesicht boxt. Ohne zu viel vorweg zu nehmen, die zweite Hälfte, die das Stück im Stück behandelt, spielt mit den Ebenen von Schauspiel, Inszenierung und auch Medien. Hierbei muss man die Videosequenzen von Valentin Scholz erwähnen, die in Form von Backstagevideos den Spielraum erweitern und den Figuren mehr Facetten geben. Und auch die Musik von Nicolas Mittler bleibt im Ohr.

Ohne zu viel zu verraten kann man sagen, dass gerade zum Ende hin alle Räume, seien es Zeitraum, Zuschauerraum etc. geöffnet werden und das Stück fast mehr Fragen als Antworten bereit hält. Ein wenig wie David Lynch trifft Frauentausch. Und das funktioniert überraschend gut.

Äh, ja, ich hab alles verstanden, aber sag du zuerst…  

Was bleibt ist ein bunter Abend mit Trash, Tiefgang und mehr als nur einer Anregung zum Nachdenken. „S.U.B.-Kultur“ steht für modernes Theater mit Witz und Tiefgang und mit „Oh Weh Oh Weh das Abendland“ schafft es das Ensemble einmal mehr, sich seinen festen Platz in Bonns Kleinkunstszene zu sichern. Mehr Theater gibt es nur bei Neymar… 

Für alle, die Interesse haben sich im Schauspiel auszuprobieren, bietet S.U.B.-Kultur am 18.07 ein Casting an.