In der Oper Bonn läuft seit Anfang November der absolute Richard Wagner Klassiker „Lohengrin“, der dieses Jahr auch in einer anderen Inszenierung bei den Bayreuther-Festspielen zu sehen war.
Wenn man zum ersten Mal in die Oper gehen will sollte man leicht anfangen. Am besten mit etwas wie „Die Zauberflöte“ von Mozart oder „Carmen“ von George Biszet. Ich hab mich komplett dagegen entschieden und das getan, was man laut Kennern nicht tun sollte: eine viereinhalbstündige Oper von Richard Wagner als meinen Operneinstieg gewählt. Aber all meine vorherigen Sorgen, ob ich underdressed bin oder zum falschen Zeitpunkt klatsche, sind schon mit dem Vorspiel des ersten Aktes verflogen, das wirklich eines der schönsten klassischen Musikstücke ist, die ich je gehört habe.
Dramatische Handlung tragisch schön verpackt
Trotz der doch ansehnlichen Länge des Stücks, ist die Handlung auf die zentralen menschlichen Konflikte Liebe und Verrat reduziert. Gottfried, der kleine Bruder der Herzogstochter Elsa, ist verschwunden, nachdem sie während eines Waldspaziergangs kurz in Ohnmacht gefallen ist. Um ihr das Land Brabant wegzunehmen klagt sie der Graf von Telramund vor dem Königsgericht wegen Mordes an. Ihre Schuld soll in einem Zweikampf entschieden werden. Als sich kein Ritter als Stellvertreter für Elsa meldet, betet sie zu Gott um Hilfe. Da erscheint in einem von einem Schwan gezogenen Boot ein Ritter. Er besiegt Telramund, doch statt ihn zu töten, schenkt er ihm das Leben, wenn er sich nie wieder in Brabant sehen lässt.
Aus Dank heiratet Elsa den Schwanenritter, dieser stellt allerdings die Bedingung, dass sie ihn nie nach seinem richtigen Namen und seiner Herkunft frage. Telramund kann die Niederlage nicht auf sich sitzen lassen und schmiedet einen Racheplan mit seiner Frau Ortrud. Diese freundet sich mit Elsa an und redet ihr ein, dass sie die wahre Herkunft ihres Schwanenritters herausfinden muss. Elsa lässt nicht locker und schafft es die Antwort aus ihrem Ehemann zu bekommen: Er ist Lohengrin, Sohn des Gralsritters Parzival. Sobald er dies ausspricht muss er aber Elsa verlassen. In diesem Moment gibt Ortrud zu den Bruder Elsas entführt und in einen Schwan verwandelt zu haben. Bevor Lohengrin Elsa verlässt, verwandelt er den Schwan zurück in ihren kleinen Bruder.
Überwältigende Inszenierung und optimale Besetzung von Ortrud
Inszeniert wurde „Lohengrin“ von Marco Aturo Aurelli. Den Fokus hat er klar auf Elsa gelegt, deren Zimmer mit ihrem Bett während der gesamten Zeit in der Mitte der Bühne steht. Umgeben von übereinander geschichteten Platten hat das Ganze eine mystische Atmosphäre, die ihren Höhepunkt zu Beginn des dritten Aktes erreicht, als von der Decke hängende Speere sich unter großem Getöse in den Bühnenboden rammen. Das Ensemble ist international. Lohengrin wird von dem Deutschen Mirko Roschkowski und Elsa von der Russin Anna Princeva gespielt. Besonders hervorstechen tut aber Dshamilja Kaiser als Ortrud, die sie als Verbindung von Eleganz und Hochnäsigkeit perfekt verkörpert. Begleitet werden sie alle vom Beethovenorchester unter Dirk Kaftan. Auch als Opernanfänger ist es ein leichtes sich auf die wunderschöne Musik einzulassen und Dank hilfreicher Übertitel versteht man sogar den Text.
Wer sich gerne selbst „Lohengrin“ in der Oper Bonn ansehen möchte, kann dies als nächstes am 21.12 und 26.12.2018, sowie am 06.01 und 17.01.2019 tun. Tickets gibt’s ab 15,20 € in der niedrigsten Preiskategorie. Als Student bekommt man 40% Rabatt. Kurz vor Vorstellungsbeginn kann man aber auch Restkarten aus allen Preiskategorien für 15 € an der Abendkasse bekommen.