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Bild: bonnFM

Willkommen in der Realität

Lesezeit: 3 Minuten

Von einem Mann namens Dirk ein unerwünschtes „Dickpic“ bekommen und ihn dann dafür verklagen. Das ist die Realität, in der Paula Carolina ihre Fans im Gloria am Dienstagabend (05.11.) willkommen heißt. Ihre vielfältige Musik lässt sich kaum einem Genre zuweisen und ihre Texte üben auf sarkastisch überspitzte Weise Kritik an eben dieser Realität, in der Frauen alltäglich sexualisiert und belästigt werden.

Ganz nach dem Motto „sei du selbst und trau dich anders zu sein“ spielt Paula Carolina ihr neues und erstes Album „Extra“ auf ihrer „Willkommen in der Realität Tour“ mit 21 Konzerten in Deutschland und der Schweiz. Schon der Opening Act Carla Ahad sorgt mit ihrer Band für gute Stimmung, die auch in der Pause danach, während das Publikum auf Paula Carolina wartet, nicht abklingt. Laut wird eine Playlist mit Liedern wie „Toxic“ von Britney Spears und „Alles neu“ von Peter Fox gespielt. Das Publikum tanzt und singt noch euphorisch mit, als es dunkel wird und die Show beginnt.

Bock?

Nach einem vorfreudigen Applaus verstummt die Menge im Gloria und beobachtet gespannt das Lichterspiel, das inklusive dramatischer Musik auf der Bühne stattfindet. Die Scheinwerfer tanzen von rechts nach links, von unten nach oben, überkreuzen sich schließlich und bilden damit ein Spotlight auf einer Haustür. Diese Haustür steht auf der rechten Seite der Bühne und trägt ein leuchtendes Willkommen Schild, dessen Schrift flackert. Durch diese Tür treten schließlich Paula Carolina und ihre Band und eröffnen die Show in weißen Overalls mit dem Song: „Kein Bock“. Sie sind ausgerüstet mit kleinen grünen Megaphonen und performen eine Choreo, bei der sie passend zum Song tanzen und so schauen, als wären sie total unbeeindruckt und hätten eigentlich gar keinen Bock. Irgendwann drehen sie sich dann um und die Buchstaben, die auf der Rückseite ihrer Jacke geschrieben sind, ergeben die Frage: „Bock?“. Bock hatte das Publikum auf jeden Fall.


Safety First!

Nach dem ersten Lied begrüßt die Sängerin erstmals offiziell ihre Fans und erklärt ihnen danach die Regeln, die bei ihren Shows gelten. Was sich vielleicht zunächst öde anhört, meisterte die Sängerin, die eine Zeit lang Lehramt studiert hat, indem sie das Publikum dazu aufforderte, die Regeln gemeinsam aufzuzählen und spielerisch darzustellen. Bei den Regeln ging es darum, aufeinander zu achten, nach Hilfe zu fragen und sich in Moshpits respektvoll zu verhalten. Zum Ende des Konzerts erklärte die Sängerin außerdem, dass sie stolz darauf sei, dass vor allem FLINTA*-Personen zu ihren Konzerten kommen und kündigte ein Moshpit nur für FLINTA*s an. Daraufhin sollten sich alle anderen zurückziehen und es strömten begeisterte FLINTA*s in die Mitte, um dort zusammen zu feiern.


Schreien, Schreien, Schreien!!!

Texte wie „Sie liebt dich nicht“, „Ihm sind alle Frauen außer Mama egal“ und „Danke Dirk für dein Dickpic“ singen Paula Carolinas Fans aus ganzem Herzen mit und machen bis zum Schluss nicht schlapp. Sie thematisiert in ihren Songs mit provokanten Lines Erfahrungen von Sexismus im Alltag und den Mut man selbst zu sein. Nachdem sie mit ihren rockigen schnellen Songs richtig Stimmung im Gloria gemacht hat, wird es wieder dunkel und warme Scheinwerfer strahlen sie von hinten an, sodass man nur noch den groben Umriss der Sängerin erkennen kann. Die Stimmung im Publikum wird ernster, alle werden still und hören gespannt zu. Paula Carolina stellt sich zusammen mit ihrem Gitarristen auf ein Podest in der Mitte der Bühne und sie werden von blassen weißen Lichtern angestrahlt. Es folgt ein melancholischer Song über den Weltuntergang. Im Anschluss folgt eine kurze Pause, in der das Bühnenbild verändert wird und die Sängerin und ihre Band sich umziehen. Die Stimmung in der zweite Hälfte des Konzerts ist immer noch genauso gut und zum Schluss wird den Fans im Rahmen der Zugabe nochmal die Möglichkeit gegeben richtig abzugehen und mit zu brüllen. Denn bevor die Sängerin mit dem Titelsong des Albums das Konzert beendet, spielt sie den Techno-Remix ihres Songs: „Schreien!“. Diesem Aufruf folgen ihre Fans und beenden das Konzert mit noch mehr Moshpits.