Sich fühlen wie in einem alten Liebesfilm. Das konnte man beim Cigarettes After Sex Konzert in der Lanxess Arena am 10.11. Dort überzeugte die Band mit erfrischender Simplizität und klarem Konzept.
Schwarze Strumpfhose, schwarzer Rock, schwarzer Ledermantel, Doc Martens. 100%, denke ich mir. Ich spiele das altbekannte Spiel von „Wer ist auf dem Weg zum gleichen Konzert wie ich?“. Je näher man der ausverkauften Lanxess Arena kommt, desto sicherer kann man sich sein.
Ein zum Artist passendes Outfit ist für einen Konzertbesuch inzwischen für viele Fans schon fast zu einem Muss geworden. Eine Federboa für Harry Styles, Cowboyboots für Taylor Swift und in diesem Fall: ein zeitloser all-in-black Look für Cigarettes After Sex. Schließlich singt die Band in ihrem Song „K.“: „Think I like you best when you’re dressed in black from head to toe“. Generell hat sich die Band Schwarz-Weiß durch und durch zur eigenen Ästhetik gemacht. Von den Albumcovern bis zur offiziellen Instagram-Seite erstrahlt alles in Grautönen. Pressefotos des Sängers Greg Gonzalez sollen nur in Schwarz-Weiß veröffentlicht werden. Ein bisschen fühlt es sich also wie eine Parallelwelt an, wenn man vor Konzertbeginn die Arena betritt und auf die schwarz-graue Masse an Menschen blickt. Die üblichen Pappbecher mit Cola haben viele mit einem Glas Weißwein eingetauscht. Auf den Leinwänden laufen abwechselnd Ausschnitte aus älteren Filmen. Von Menschen, die tanzen. Menschen, die sich lieben. Alles in schwarz-weiß natürlich.
Körperlichkeit, Liebe und Herzschmerz
Als das Licht ausgeht und die ersten Töne von „X’s“ erklingen, freue ich mich einen Sitzplatz zu haben. Denn Tanzen und Springen gibt die Musik nicht her. Cigarettes After Sex ist nicht ohne Grund auf etlichen Einschlaf-Playlists zu finden, darunter meine eigene. Sie machen ruhige, langsame Musik. Und in ihren Songs singen Cigarettes After Sex vor allem über eins: Liebe, Körperlichkeit und Herzschmerz. Man muss die Songs auf sich wirken lassen. Vorzugsweise auf dem Boden liegend mit dem Licht aus und Kopfhörern auf der höchsten Lautstärke-Stufe. Oder eben live. Vor mir lehnt eine Frau ihren Kopf auf die Schulter ihrer Begleitung. Ich mache immer wieder die Augen zu. Heute nicht zum Einschlafen, sondern zum Auf-mich-wirken-lassen.
Simpel, aber zeitlos
Vollmond, Wasserfall, Streichholz, Sonnenuntergang. Die Motive auf der Leinwand wechseln von Song zu Song, während davor die drei Bandmitglieder größtenteils in ihrer Position verharren. Links Jacob Tomsky am Schlagzeug, Frontsänger und Gitarrist Greg Gonzalez in der Mitte, und rechts Randy Miller am Bass. Ganz simpel eben. Kein musikalischer Support, keine aufwendigen Bühnenbilder und keine Crowd-Work. Denn auch an Worten wird gespart. Zwischen den Songs wendet sich Gonzalez nur selten an sein Publikum. Es werden keine Anekdoten übers Songschreiben oder seine Zeit in Köln geteilt. Die Musik steht für sich. Zwischendurch verteilt Gonzalez lediglich Gitarren-Picks an Fans in der ersten Reihe. Aber irgendwie gefällt es mir, wie simpel alles ist. Und das in einer Zeit, in der Artists sich immer weiter überbieten und Konzerte zur Reizüberflutung werden.
Steiler Erfolg
2017 trat Cigarettes After Sex das erste Mal in Köln auf. Damals noch in der Kulturkirche vor ein paar hundert Menschen. Heute ist die Lanxess Arena ausverkauft. Und das obwohl Artists mit einem ruhigeren Sound es oft weniger leicht haben, große Konzerthallen oder sogar Arenen zu füllen. Zum Teil hat die Band ihren steilen Erfolg sicherlich Social Media zu verdanken. Denn dort werden die Songs nicht nur seit Jahren für Edits benutzt, sondern einige Tracks wie „Apocalypse“ gingen sogar viral. Kein Wunder also, dass die Menge am lautesteten mitsingt als Cigarettes After Sex schließlich als vorletzten Song „Apocalypse“ anstimmt. In der Reihe vor mir lehnt sich die Frau immer noch an ihre Begleitung an. Ich mache noch einmal die Augen zu. Cigarettes After Sex zeigt: Es ist möglich.