Ein Blond-Song schmeckt wie eine bunte Schokopraline mit einer seltsamen und unerwartet süßen Füllung. So beschreibt es Nina Kummer, die Frontsängerin von Blond. Was hinter dieser Beschreibung der neuen Band am Indie-Pop-Himmel steckt, haben wir im Interview mit ihnen auf dem Zusammen Leuchten Festival 2021 herausgefunden.
Tinderdates und Regelschmerzen
Während sich der Himmel über dem Zusammen Leuchten Festival zuzieht und das Publikum immer wieder von kleinen und großen Regenschauern heimgesucht wird, hört man es von der Bühne des Bonner Kulturgartens über die jubelnde Masse rufen: „Wer von euch menstruiert hier gerade?!“ Was für manche pikante Themen sein können, spricht die Band Blond, bestehend aus der Frontsängerin Nina, der Schlagzeugerin Lotta Kummer und dem Bassisten Johann Bonitz, mit lautem und extravagantem Indie-Pop in ihren Songs und Auftritten an. Von Tinderdates, über Spinat zwischen den Zähnen hin zu sexistischen und unangebrachten Aussagen kollektiv bezeichneter „Thorstens“ deckt die Newcomer-Band die unterschiedlichsten Themen in ihren Songs ab.
Dumme Fragen und Männerdominanz
„Es ist natürlich immer angenehm, wenn man irgendwo hinkommt und erstmal gefragt wird, wo denn der Schlagzeuger ist“, antwortet Drummerin Lotta auf die Frage, was für dumme Aussagen sie im Bandalltag zu hören bekommt. Auch die Frage an den Bassisten Johann, wie es wäre, mit zwei Frauen in einer Band zu spielen, bleiben abseits der Bühne keine Seltenheit, sodass die female fronted Band immer wieder unfreiwillig daran erinnert wird, dass sie sich nach wie vor in einer männerdominierten Branche befinden. „Das muss sich auf jeden Fall ändern!“, sagt Nina klar zu der Thematik.
Fashionidole und Powerperformances
Was Styling und Performance angeht, hat die Band das Game mehr als durchgespielt: die drei Bandmitglieder reißen sich während ihrer Performance mit viel Power und Action ein Kostüm nach dem anderen vom Körper, um darunter nur weitere schrille und exzentrische Outfits zu präsentieren. „RuPaul ist unser Fashion Goddess“, sagt Lotta im Interview. Generell hat es der Band die Drag-Queen-Culture angetan: Sie wären auch gerne mal GastjurorInnen bei RuPauls Drag-Race.
Podcasts und Tagebuch-Geschichten
Wenn die Band nicht auf der Bühne steht, ist sie noch lange nicht still: In ihrem Podcast „Da muss man dabei gewesen sein“ erzählen sie von bizarren und lustigen Stories, die sie rund ums Musik machen erleben. „Wir erzählen sozusagen Geschichten, die alle Leute, die den Podcast hören, übernehmen dürfen und als ihre eigenen ausgeben dürfen.“ Die wöchentlich neuen Folgen sind also kein Laberpodcast, sondern ein Lebensratgeber für den Extra-Spice in stockenden Alltagsgesprächen. Die Stories, die im Podcast erzählt werden, sind mehr als aktuell: Auf die Frage, um was es in der dieswöchigen Folge gehen wird, gibt Lotta nur lachend die Antwort: „Das ist alles sehr spontan. Ich hoffe, mir passiert heute noch irgendwas, was ich dann morgen verwursten kann im Podcast.“
Neben Podcast-Anekdoten und ehrlichen Texten bleibt einem bei Blond in jedem Fall eines im Kopf: Sie erzählen Geschichten. Unverblümt, unverfroren und gerade heraus. Und genau das ist es, was ihre Fans lieben, wenn sie im Regen und Matsch vor der Bühne mitsingen: „Ich hab die Fresse voll Spinat!“