Vor einigen Wochen begann die Suche nach etwas ganz Bestimmtem: Weihnachtsstimmung. Ich weiß nicht, ob ihr sie schon entdeck habt, aber bei mir möchte sie sich dieses Jahr nicht so richtig einstellen.
Vielleicht lieg es an den Weihnachtsfeiern, die kurzerhand vom Wohnzimmer in den Laptop verlegt wurden. Gerade in der Zeit, in der normalerweise alle dicht zusammenrücken, verbreitet sich nun das Gefühl von digitaler Einsamkeit. Statt mit Freund*innen oder Kolleg*innen Plätzchen zu essen, hängen wir alle zusammen bei Zoom ab und die Wichtelgeschenke werden per Post versendet. Lichterketten hängen in den Tannenbäumen, im Radio läuft „Jingle Bells“ und ein Hauch von Vanillekipferln liegt in der Luft. Doch die Weihnachtsstimmung versteckt sich auch nicht in dem Adventskalender, den meine WG gemeinsam gemacht hat. Dabei ist Dezember, die Sonne verabschiedet sich um vier Uhr mittags und es ist zu kalt draußen, um ohne Handschuhe Fahrrad zu fahren.
Weiter auf der Suche
Möglicherweise ist der Grund für die fehlende Vorfreude, dass der Nikolaus ohne mich meine Familie besucht – Unsere ganze WG muss in Quarantäne. Immerhin kriege ich ein Foto von meinen befüllten Schuhen. Als ich es betrachte, fällt mir fast der Spekulatius in den Tee vor Schreck: In einer Woche ist schon Weihnachten. Also geht die Suche weiter zu improvisierten Glühweinständen mit Zimtschnecken, die die Weihnachtsmärkte ersetzen sollen. Aber irgendwie möchte sich bei mir nicht dieses warme Gefühl im Bauch einstellen.
Alles nur Erinnerung ?
Stattdessen schweifen meine Gedanken zu vergangenen Festen, einer magischen Zeit und vier Meter hohen Tannenbäumen. Zu ausschweifenden Essen, bei denen alle laut durcheinander lachen, und zu Iglus aus Schnee. Die haben wir mit Papa gebaut, nachdem wir uns stundenlang in Schneehosen im Schnee gewälzt haben. Mein Kopf wandert zu Gesängen in der Kirche und gemütlichen Kaminabenden. Aber vielleicht, denke ich ganz heimlich, ist Weihnachtsstimmung auch etwas, dass ganz einfach verpufft mit dem Erwachsen werden. Was, je länger man nicht mehr ans Christkind glaubt, immer schwächer wird und nur noch als süße Erinnerung auf der Zunge zurückbleibt. Vielleicht war Weihnachtsstimmung nie real, sondern immer verbunden mit einem Hauch Nostalgie und einer Vorstellung von Weihnachten, die uns in Medien und Popkultur vermittelt wird.
Ein bleibendes Mysterium
Während dieser Gedanke noch traurig in mir nachhallt, hole ich ein Streichholz raus und zünde die Kerzen auf dem Adventskranz an. Dann blättere ich die Seite in meinem Buch um, trinke einen Schluck aus meinem Kakao mit Schuss und singe laut „Last Christmas“ mit. Vielleicht möchte die Weihnachtsstimmung auch einfach ihr Geheimnis behalten, wie Zaubrerinnen und Zauberer ihre Tricks.