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Quelle: Focus Features

Corporate-Aliens und die große Weltverschwörung – „Bugonia“ brachte die Klimakrise wieder ins Kino

In dem Kinofilm Bugonia entführen zwei Verschwörungsgläubige die Chefin eines erfolgreichen Unternehmens. So lautet der Plot von Yorgos Lanthimos neuestem Kinofilm Bugonia, der Öko-Thriller, Science-Fiction und Komödie mixt.

Die Andromedaner, eine außerirdische Spezies, beherrschen im Geheimen unseren Planeten und unterwerfen die Menschheit – davon ist Teddy (Jesse Plemons) fest überzeugt. Und er ist davon überzeugt, dass Michelle Fuller (Emma Stone), Chefin des großen Pharmazieunternehmens Auxolith, eines dieser Aliens ist. Um die Erde zu retten und die Menschen von der Alien-Kontrolle zu befreien, entführen Teddy und sein Cousin Don (Aidan Delbis) kurzerhand Michelle und halten sie in ihrem Keller gefangen. Sie rasieren ihr sogar die Haare ab, damit sie keinen Kontakt zu ihrem Mutterschiff aufnehmen kann.

Mit Bugonia meldete sich Regisseur Yorgos Lanthimos dieses Jahr zurück. Spätestens nach dem Oscar-Erfolg von Poor Things ist der griechische Filmemacher international bekannt für seine weirden, satirischen Geschichten voller schwarzem Humor. Eine Geschichte über Aliens und Klimawandel passt da perfekt, aber wie gut funktioniert das überhaupt?

Das zeigt Bugonia: Incel vs. Girl Boss

Der Anfang des Films macht direkt die zwei gegensätzlichen Pole des Films klar. Michelle ist erfolgreich und diszipliniert, ein Abziehbild des kapitalistischen „girlboss“ Stereotyps. Sie ist eine Frau die es „geschafft“ hat. Ihr Tagesablauf besteht aus Sport, Skin Care Routinen, Selbstoptimierung und Arbeit. Alles ist perfekt getaktet. Bugonia beleuchtet satirisch die Abläufe eines kapitalistischen Systems, zum Beispiel wenn Michelle ihren Angestellten erlaubt an den Arbeitstagen nicht länger als nötig in der Firma zu bleiben. Teddy und Don hingegen wirken verloren. Sie wohnen noch im alten Haus ihrer Familie und Teddy arbeitet bei dem Paketdienst von Michelles Firma.

Letzterer radikalisiert sich durch Verschwörungsmythen aus dem Internet und ist seinerseits das Abziehbild eines Incels. Die Entführung bricht diese klare Trennung auf. Michelle wird von Teddy und Don im Keller gefangen gehalten und scheint den beiden schutzlos ausgeliefert. Aber ganz so hilflos ist sie dann doch nicht. Es beginnt ein Katz-und-Maus Spiel bei dem man sich nie sicher ist, was Lüge und was Wahrheit ist.Anders als Poor Things lebt Bugonia nicht von imposanten Kulissen und Kostümen, sondern von den Dialogen und der Spannung zwischen der Gefangenen und den Entführern. Zwischendurch hat das (Beinahe)-Kammerspiel seine Längen, aber verliert nie komplett an Spannung. Nicht zuletzt durch die großartigen schauspielerischen Leistungen von Emma Stone und Jesse Plemons.

Nicht nur im Kino: Das große Bienensterben

„Bugonia“ bezeichnet einen antiken, mediterranen Mythos, der besagte, dass Bienen aus verwesenden Stierkadavern entstehen würden, ganz von selbst. Im Film Bugonia sterben die Bienen allerdings aus. Für Teddy, der selbst Imker ist, ist dieses Artensterben ein einschneidendes Ereignis. Er macht die Andromedaner für das Bienensterben verantwortlich. Sie arbeiten unter dem Deckmantel von großen Unternehmen, wie dem von Michelle Fuller, die die Umwelt mit Pestiziden verseuchen. Teddys Verschwörungsglaube wächst nicht nur aus seiner Einsamkeit, sondern auch aus einer Liebe für die Natur. Quasi aus einer “climate anxiety”. Der Film behandelt Themen wie Artensterben, soziale Ungerechtigkeit und die zerstörerische Macht des Kapitalismus. Diese Gesellschaftskritik ist zwar nicht sonderlich subtil, aber dennoch wirkungsvoll.

Der neue Kinofilm Bugonia macht auf den Klimawandel aufmerksam

Was nicht unerwähnt bleiben darf: Bugonia ist ein Remake des koreanischen Films Save the Green Planet! aus dem Jahr 2003. Auch 12 Jahre später ist das Thema Klimawandel immer noch aktuell. Inhaltlich unterscheiden sich die beiden Filme nicht so sehr, allerdings wurde für Bugonia die Figur des CEOs mit einer Frau besetzt. Es ist eine Änderung, die viel Potential bietet, um geschlechtsspezifische Machtdynamiken zu beleuchten. Potential, dass der Film aber leider nicht ausschöpft. Zwar tritt Michelle Fuller am Anfang als satirisches Abbild einer „girlboss“ Kapitalistin auf, aber der Film verpasst die Chance zu thematisieren, was es bedeutet, wenn Frauen sich für eine solche Karriere entscheiden.

Bugonia ist vielleicht nicht der beste Film von Yorgos Lanthimos, aber er lohnt sich dennoch. Vor allem mit den letzten Szenen schafft es Bugonia, das Publikum zum Nachdenken anzuregen. Der Film erinnert an ein Thema, das in den letzten Jahren relativ wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, obwohl es doch so wichtig ist: Den menschengemachten Klimawandel.

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