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Bild: Tristan Hoffmann

Zwischen Absagen und Indie-Perlen – Das war die gamescom 2022

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Nach zwei Jahren Pause fand die gamescom dieses Jahr vom 24. bis zum 28. August wieder vor Ort in Köln statt. Was ist neu, was ist anders, nach zwei Jahren Pandemie und dem zeitweisen Ausweichen ins Digitale? Die Meinungen gehen auseinander. Wir waren für euch auf der weltweit größten Messe für digitales Gamingund berichten von unseren Eindrücken.

Die „Großen“ fehlen dieses Jahr. Kein Sony, kein Nintendo. Stattdessen Stände von Ford, eine Parcour-Route von Toyota, ein Mini als Pokémon-Auto. Aber sind wir nicht eigentlich auf einer Spiele-Messe? Tatsächlich steht dieses Jahr der Event-Charakter über einzelnen Spielen. Statt großen Hits standen Indie-Spiele im Zentrum der Aufmerksamkeit, denn fast alle großen Publisher hatten vor der Messe abgesagt.

Die Pandemie und die großen Publisher

Die Abwesenheit der Publisher hängt zwar mit der Pandemie zusammen, sie ist aber nicht der einzige Grund. Bereits im letzten Jahr vor der Corona-Pause hatte Blizzard (Overwatch, World of Warcraft) überraschenderweise für die gamescom 2019 abgesagt. Große Studios haben in den letzten Jahren und verstärkt durch die Pandemie gelernt, dass sie gemeinsame Events und Messen nicht benötigen, um auf sich aufmerksam zu machen. Der Trend der Branche geht dahin, dass große Entwickler eigene Online-Streams veranstalten, statt auf fremden Bühnen aufzutreten. Damit kämpfen auch andere Events.

Dass durch die Pandemie während der Planung nicht feststand, unter welchen Bedingungen die Messe im August stattfinden würde, machte die Teilnahme für bekannte Publisher noch unattraktiver.

Aber ihr Wegbleiben verändert die Messe: Die großen Namen haben die beeindruckendsten Stände, verteilen die besten Goodies, versammeln die größten Communities vor Ort. Das gibt es dieses Jahr nicht, die Hallen sind leerer. Weniger Stände, weniger Menschen (Insgesamt sind es trotzdem über 250.000). Höhere Eintrittspreise sorgen für Unmut. Aber: durch weniger Besucher*innen hat man dieses Jahr mehr Platz und kürzere Schlangen.

Kleine Entwickler*innen zeigen in der Indie-Arena ihr Können

Bild: Tristan Hoffmann

Die Indie-Branche profitiert von der Abwesenheit der Big Player. Da wir nicht mehr stundenlang vor der Schlange eines Assassins Creed stehen und Pikachu nicht auf der Switch, sondern als Plüschtier in der Merch-Arena antreffen, bleibt mehr Zeit, um kleine Spiele zu testen. Die Entwicklerstudios freuen sich über die Möglichkeit, ihre Spiele ohne Ablenkung neuen Leuten zu zeigen. Über einhundert Spiele aus 32 Ländern können auf der diesjährigen gamescom angespielt werden – es ist die größte Indie-Ausstellung weltweit.

Wir haben mit Florian Köster von BUNTSPECHT.games, den Entwickler*innen von „Fall of Porcupine“, während der Messe über die Absagen gesprochen.

„Ehrlich gesagt, wenn man ein kleiner Indie ist und hört, dass die Großen nicht kommen, freut man sich. Weil der ganze Fokus dann mehr auf uns und auf kleine Spiele gelegt wird. Es ist toll wie viel hier los ist (in der Indie Arena), das wär anders, wenn die Großen hier wären.“

Florian Köster von BUNTSPECHT.games

Zwar freuen sich viele Besucher*innen über das breite Angebot kleiner Spiele, manche vermissen aber auch die großen Hits der Jahre zuvor. Es fehlen die großen Pflichttitel, die man unbedingt anspielen muss.

Gleich neben der Indie Arena ist eines unserer persönlichen Highlights, dass auch dieses Jahr überzeugt: Die Retro Area mit Ständen und Games von Atari, Tanzduellen und Flipper-Automaten, an denen wir uns gleich einen Wettstreit liefern.

Bild: Tristan Hoffmann

Eine ungewisse Zukunft

Aber die großen Entwickler sind wichtig. Sollten sie sich auch im kommenden Jahr gegen die Messe entscheiden, wird die gamescom in Zukunft ihren Fokus auf Indies und die Community setzen müssen – oder aber sie kehrt ohne die Planungsschwierigkeiten der Pandemie zu alter Größe zurück. Zum ersten Mal nach Jahren des Wachstums ist der zukünftige Kurs der Messe unklar.

Ich bin sehr gespannt, in welche Richtung das gehen wird. Ich glaube aber daran, dass es die gamescom in irgendeiner Form immer geben wird

Florian Köster von BUNTSPECHT.games

Das nächste Jahr ist entscheidend – und wichtig. Denn für die Gaming-Branche in Deutschland ist die gamescom ein wichtiger Anker und ihr Erfolg wünschenswert.

Deutschland ist einer der größten Absatzmärkte für Videospiele, sie werden in Massen gekauft. Im Verhältnis dazu ist die Menge international bekannter deutscher Spiele und starker Studios aber deutlich geringer. Das soll sich in Zukunft ändern.

In einer von den USA, Japan und China dominierten Branche bündelt die gamescom die Szene einmal im Jahr in Deutschland. Sie versammelt, vernetzt und verbindet als die 2019 noch größte Videospielmesse der Welt, hier in Köln am Rhein. Zwar gab es auch dieses Jahr eine Menge zu sehen und auszuprobieren, aber in den Jahren davor war es dennoch mehr.