Wenn man in der Toilettenschlange plötzlich dem Hauptact des Abends über den Weg läuft, dann weiß man: Das wird ein kleines Konzert. Die US-amerikanische Indie-Rock-Band almost monday hat ihre zweite Station auf der Deutschlandtour am 19.03. im Luxor in Köln verbracht. Laut Webseite passen knapp 450 Leute maximal ins Luxor, einem Musikclub in Köln Süd, in dem das Konzert stattfand. Aber von wegen „klein, aber fein“ – die Fans im Luxor haben Dampf gemacht, die Musik hat gefetzt.
Almost Monday und Little Image
Die Vorband Little Image sorgte durch eine sehr klare und direkte Publikumsansprache für Bewegung. Zwischendurch hatten wir das Gefühl, Pilates mit Rockmusik zu machen. Platz war in der Location leider nicht allzu viel. Kurz hatte ich die Sorge, dass irgendjemand auf die Idee kommen könnte, jetzt ein Moshpit zu starten – aber das passiert natürlich nicht. Die Fans sind rücksichtsvoll, für die Musik da. Auch altersmäßig ist alles dabei. Beim Reingehen habe ich einen Jungen gesehen, der wahrscheinlich auf eines seiner ersten Konzerte gegangen ist – und ich muss sagen: gute Wahl.
Später hat sich dann auch mal der Sänger der Vorband kurzerhand ans Schlagzeug gesetzt, damit der Drummer eine kurze Soloeinlage an Marching-Trommeln geben konnte.
Nach gut einer Stunde gab es eine kleine Umbaupause. Almost Monday wird gleich vorbeischauen. In der Zwischenzeit läuft eine Mischung aus rockpoppiger Indie-Musik und minutenlangen Fahrstuhlklängen. Eine Frau neben mir holt ihren Nintendo 3DS aus der Tasche und vertreibt sich die Zeit mit Spielen.
Dann kommt almost monday auf die Bühne. Im letzten Jahr habe ich die Band als Voract beim Konzert von The Driver Era gesehen. Im Luxor hatte ich das Gefühl, hier nochmal eine etwas neue, andere Band zu erleben. Nach den ersten paar Songs weiß ich, was die Besonderheit dieser Musik ist: Wie im Rausch schafft es Almost Monday, ältere Songs mit Tracks des neuen Albums Dive zu kombinieren und damit stimmungsvoll durch den Abend zu tragen.
Luxor mit Baustellenlampen
An Konzerten liebe ich diese Momente, wenn sich eine Menge entschließt, ihre Lampen rauszuholen und bei Balladen die Feuerzeuge oder Handy-Taschenlampen anzuschalten. Ich bin zu jung, um zu checken, wie Konzerte waren, als es noch keine Handys gab – besonders, weil dann nur Feuerzeuglichter die Hallen beleuchtet haben.
Vielleicht bringt mich gerade deshalb dieser Moment zum Schmunzeln: Plötzlich ist es so grell wie in einem Schulflur mit flackernden Neonröhren. Aber die Magie kehrt schnell zurück – die Taschenlampen erlöschen kollektiv, stattdessen strecken die Leute neben mir nur noch Arme in die Luft und beginnen zu tanzen.
Ich bin bei all diesen Momenten schon überrascht vom Ende des Konzerts, auch wenn es super rund war. Am liebsten würde ich weitertanzen auf der Straße und merke richtig, wie ich mit Energie aufgeladen bin.
Bring mich zum Strand, denn ich will eintauchen
“Life goes by” – so wahr. Der letzte Song. Dann raus in die Nachtluft, zum Bahnhof Süd und wieder zurück nach Bonn. Ich habe es geliebt – in dieser Location waren wir der Band und der Musik so nah wie bei wenigen Konzerten. Ich habe mich wohlgefühlt – für sportliche Einlagen oder Moshpits aber eher nicht zu empfehlen.
Wer Lust darauf hat, die Musiker*innen auf der Bühne so nah wie möglich zu sehen, dem möchte ich so ein Konzert in kleinerer Location sehr empfehlen. Heiser, Muskelkater in den Beinen und gefühlt dreihundert neue Ohrwürmer im Kopf – die Energie des Lebens in sich aufgesaugt. Ich will mir das Motto des neuen Albums zu Herzen nehmen: “I wanna dive in!”
