You are currently viewing Die Rosenschlacht: Zwischen Trash-TV Vibes und Starpower
Bild: Disney

Die Rosenschlacht: Zwischen Trash-TV Vibes und Starpower

Eine britische Komödie mit bissigem Humor und Englands Finest Olivia Colman und Benedict Cumberbatch in den Hauptrollen? Klingt vielversprechend – doch was steckt wirklich hinter dem Reboot von Danny DeVitos „The War of the Roses“?


Wer aktuell einen Blick ins Kinoprogramm wirft, könnte annehmen, dass die Komödie zurück auf der großen Leinwand ist. Nachdem das Lachen in den letzten Jahren immer mehr vom Kino auf die eigene Couch verlagert wurde, zeigen Die nackte Kanone und das Kanu des Manitu aktuell, dass Comedy auch Kinosäle füllen kann. Allerdings nur, wenn man bereits weiß, was man erwarten kann. Statt originelle Stoffe zu entwickeln, setzt man lieber weiterhin auf Remakes erfolgreicher Vorgänger. So ist es nicht verwunderlich, dass nun auch die Briten mit einer Neuauflage eines alten Klassikers um die Ecke kommen. Bei Die Rosenschlacht handelt es sich nämlich um ein Reboot von Danny DeVitos The War of the Roses von 1989, das wiederum auf dem gleichnamigen Roman von Warren Adlers basiert. Statt einem Rosenkrieg, bekommen wir nun eine Rosenschlacht mit britischem Understatement.

Wenn aus Freunden ein Ehepaar wird

Was sich anhört wie der Titel einer besonders trashigen Bachelor-Folge, ist tatsächlich gar nicht so weit vom Reality-TV entfernt. Auch in Die Rosenschlacht stehen Liebe, Eifersucht und verletzte Egos im Mittelpunkt. Der Film erzählt die Beziehungsgeschichte von Ivy (Olivia Colman) und Theo Rose (Benedict Cumberbatch), bei denen eigentlich alles perfekt wirkt. Sie ist Köchin und er Architekt. Die beiden haben zwei Kinder, ein schickes Haus und jede Menge Geld. Doch wie im Reality-TV scheitern auch Theo und Ivy am konsequenten Nicht-Ansprechen ihrer jeweiligen Probleme und Gefühle. Statt sich allerdings, wie beim Bachelor, vor laufenden Kameras den harten Fragen von Frauke Ludowig stellen zu müssen, sehen wir die beiden zu Beginn des Films in einem Flashforward bei einer Paartherapeutin. Die Therapeutin steckt allerdings schnell den Kopf in den Sand, nachdem Ivy und Theo nicht eine einzige positive Eigenschaft des jeweils anderen nennen können, ohne sie mit einer bissigen Beleidigung zu ergänzen.

Coleman und Cumberbatch haben dabei sichtlich Spaß, sich die Sprüche um die Ohren zu feuern und dieser Spaß überträgt sich zu Beginn auch auf das Publikum. Die beiden Stars sind auch privat befreundet und haben gezielt nach einem gemeinsamen Projekt gesucht. Das Skript für den Film lieferte Autor Tony McNamara, der für Poor Things 2023 eine Oscar-Nominierung erhielt. Regisseur Jay Roach übernahm die Regie und ermöglichte Coleman und Cumberbatch so ihre gemeinsame Zeit am Set.

Zwischen Boomer-Humor und Product Placements


Doch trotz der guten Chemie zwischen den beiden stellt sich einem schnell die Frage, wie Ivy und Theo eigentlich jemals gemeinsam eine Familie gründen konnten? Bis auf ihre Liebe für zynische Bemerkungen und ihren Hass gegenüber anderen Menschen verbindet die beiden eigentlich gar nichts. Ihre grundverschiedenen Vorstellungen einer Familie werden allerdings erst zu einem Problem, als Theo die Verantwortung bekommt, sich um den Haushalt zu kümmern und die beiden gemeinsamen Kinder großzuziehen, damit seine Frau ihrer erfolgreichen Karriere nachgehen kann. 

Die Kinder werden dabei zur überzeichneten Karikatur: Unter der Obhut der Mutter dürfen sie noch an die Glasscheibe eines Restaurants pinkeln oder so viel Teig naschen, bis sie in die Schüssel kotzen. Unter der Führung des Vaters werden sie dagegen zu Elite-Läufern ausgebildet, reden nur noch über „Carbs” und “Proteine” und belehren ihre Mutter mit indoktrinierten Disziplin-Zitaten. Ein wortwörtlicher Running-Gag, der im gesamten Lauf des Films nicht fruchtet.  Warum Benedict Cumberbatchs Figur so besessen darauf ist, seine Kinder zu Elite-Athleten zu machen, wird dabei auch nicht klar. Liegt es an seinem beruflichen Scheitern und der daraus resultierenden Midlife-Crisis? An der Eifersucht auf den Erfolg seiner Frau? Oder vielleicht doch einfach nur daran, dass ein bekannter Sportausstatter für ein dickes Product Placement im Film bezahlt hat, damit Cumberbatch demonstrativ die neue Running-Kollektion präsentiert und mit Logo auf der Brust am Meer entlang joggt?

Naja. Das Geld scheint jedenfalls auch in der Beziehung der beiden der Lösungsweg für die meisten Probleme zu sein. Erst kauft er ihr ein Restaurant, damit ihr nicht langweilig wird und später finanziert sie ihm den Bau seines Traumhauses, damit er aufhört, sich selbst zu bemitleiden. Und wenn ein Streit droht zu eskalieren, bucht man schnell einen Flug nach New York, um vor Kindern und Problemen zu fliehen.

Was am Ende bleibt


Je länger der Film läuft, umso unsympathischer werden leider die Charaktere und umso schwerer fällt es, ein Interesse an ihrem Schicksal zu haben. Doch so leer die Figuren oft wirken – die Sets tun es nicht. Vor allem das von Theo entworfene Haus ist ein echtes Highlight, das das Finale des Films zumindest sehenswert macht. Am Ende bleibt „Die Rosenschlacht“ ein Film, der zu Beginn mit viel trockenem, britischem Humor und zwei glänzend aufgelegten Hauptdarsteller*innen lockt, sich dann aber in überdrehten Absurditäten und überzeichneten Figuren verliert. Wer Olivia Colman und Benedict Cumberbatch gerne beim Wortgefecht zusieht, wird seinen Spaß haben, kann sich dann allerdings auch mit Internetclips von der Pressetour zum Film begnügen.