You are currently viewing Dockville lebt
Das Bild zeigt Menschen vor einem Sonnenuntergang. Bild: Sebastian Madej.

Dockville lebt

Lesezeit: 3 Minuten

Das Dockville Festival. Hier treffen Newcomer*innen auf Chart-Stürmer*innen und Musikliebhaber*innen auf Kunstliebhaber*innen. Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit und das Gelände wurde für die Wochenendbewohner*innen geöffnet.

Zu anderen Zeiten wirkt der Dock in Hamburg-Wilhelmsburg wie ein abgeschlagener Teil der Hafenindustrie. Einige Schiffscontainer sind zu erkennen, die Elbe umspült das grüne Ufer und ein gemauerter Speicher liegt gegenüber. Einmal im Jahr verwandelt sich dieser Ort in eine Stadt. Dann werden asymmetrische Pavillons installiert, bunte, manchmal unglaubliche Kunstelemente angebracht und Musik kehrt ein. Für manche ein Hippiedorf für andere eine Traumwelt. Das ist das Dockville Festival in Hamburg

Das Festival fand am Wochenende des 18. bis 20. August statt. In der 15. Ausgabe des Events gab es zwölf Bühnen, die mit Größen, wie girl in red, Giant Rooks, Arlo Parks und Blond bestückt wurden. Sie begeisterten die 60.000 Zuschauer*innen, die für das Festival angereist sind. Aber Gedränge entstand auch bei den Main Acts selten. Das mag nicht unbedingt an einem entspannteren Publikum gelegen haben, sondern vielmehr an den Möglichkeiten, die dem Publikum als Ausweichflächen geboten wurden. Lag der musikalische Schwerpunkt des Wochenendes auf Indie-Pop, so konnten zu jeder Tageszeit auch Stages mit Techno, Hip Hop und teils Rock Musik besucht werden. Es gab also viele Möglichkeiten, um sich auf dem großen, verwinkelten Festivalgelände treiben zu lassen.

Das Newcomer*innen-Festival

Das Bild zeigt girl in red. Bild: Liam Stensson.

Den Veranstalter*innen des Dockville Festivals sei es, eigenen Angaben zufolge, wichtig, vor allem Newcomer*innen eine Bühne zu bieten. Die Werbeplakate versprechen bei dem Festival auf neue Lieblingskünstler*innen und Geheimtipps stoßen zu können. Wer also gerne mal wieder behaupten würde ein*e Künstler*in vor dem großen Hype entdeckt zu haben, sollte einen genauen Blick auf das LineUp des Dockvilles werfen und sich durch die Songs klicken. Vielversprechende Namen, wie Roller Derby, Dominik Hartz, Rahel und Cassia tauchen hier auf. Neben guter Musik bekommt man bei ihren Auftritten Authentizität und die eigene Freude der Musiker*innen über eine gelungene Performance oben drauf.

Ein Vergleich mit anderen namenhaften Festivals ist schwer. Dennoch zwingt sich beim Besuch des Dockville Festivals geradezu die Frage auf, wieso andere große Festivals eine reduzierte Bühnenanzahl anbieten und sich auf prominente Acts versteifen. Die wirtschaftlichen Beweggründe leuchten ein, doch wäre anderswo ein Mehr an kreativen Lösungen und Mut, wie beim Dockville wünschenswert. Andererseits wiegt hier die Preisfrage schwer: Wie viel sind Besucher*innen bereit für eher unbekannte Bands auszugeben? Mit 145€ in der niedrigsten Preiskategorie und ohne die Campinggebühr bezahlt zu haben, ist auch das Dockville eine teure Angelegenheit. Wie immer macht es vermutlich die Mischung. Nämlich aus gefeierten Musiker*innen, die wie Magneten wirken und den Neuentdeckungen.

Das Festival der Authentizität

Das Bild zeigt Blond. Bild: Sebastian Madej.

Auf Festivals gehören schrille, aber vor allem Wohlfühloutfits zum Pflichtprogramm. Jede*r kann tragen, was er will. „Hauptsache doll“, findet auch Lisa Neumann (Schwester von Alli Neumann), die Besucher*innen mit Glitzer und Eyeliner versorgt. Ähnlich wie sie laufen viele prominente Gesichter locker über das Festivalgelände, so zum Beispiel Nina und Lotta Kummer von der Band Blond. Ein riesiges Aufgebot an Sicherheitspersonal ist dabei nicht in Sicht und wenn, dann wurde es gut kaschiert. Die Menschen fühlen sich wohl und jede*r findet seinen*ihren Platz, das spiegelt sich in der angenehmen Atmosphäre wider.

Das Kunst-Festival

Das Bild zeigt eine Bühne. Bild: Liam Stensson.

Untrennbar vom Dockville ist auch die Kunst. Traditionell startet das Festival mit einer wochenlangen Kunstausstellung auf dem Gelände. In diesem Jahr wurden die Wochen ersetzt durch einen Tag des „Kunstguckens“, das ein Wochenende zuvor stattfand. Die Kunstwerke, wie zum Beispiel ein mosaikbestücktes Auto oder organische, orangene Skulpturen, blieben installiert und konnten von den Festivalbesucher*innen begutachtet werden. Je nach Lust und Laune entweder alleine im Vorbeigehen oder im Rahmen eines geführten Spaziergangs. Abends gab es eine Lasershow zu sehen.

Wer damit noch nicht genug hatte, konnte auch seine eigenen Kunstwerke bei diversen Workshops anfertigen. So konnten T-Shirts mit Naturfarben gebatikt werden oder Beutel mit Siebdruck gestaltet werden. Wer lieber nur zusieht, konnte an Lesungen, Poetry Slams, Seminaren oder Zaubershows teilnehmen. Dem Ideenreichtum wurden hier keine Grenzen gesetzt.

Beim Dockville kann man sich vorstellen, wie es einmal angefangen hat. Das Konzept wird weitergeführt und das mit Erfolg. Schon jetzt startet der Vorverkauf für das nächste Jahr. Es bleibt eine Überraschung, wie es 2024 weitergeht, die es sich aber sicherlich zu verfolgen lohnt.