You are currently viewing Felix Hausdorff – vielseitiges Genie und Opfer des NS
Bild: bonnFM

Felix Hausdorff – vielseitiges Genie und Opfer des NS

Lesezeit: 3 Minuten

Geboren in Breslau, gestorben in Bonn, gelebt für die Wissenschaft. Im Laufe seines Lebens verfasste Felix Hausdorff zahlreiche Werke und legte Grundsteine in der mathematischen Forschung, zuletzt während seiner Professur an der Uni Bonn.

Ob die Hausdorffstraße in Kessenich oder das Hausdorff Center for Mathematics an der Uni, sein Name ist präsent in Bonn. Der Wissenschaftler lehrte viele Jahre in Bonn, nahm sich hier schließlich am 26. Januar 1942 das Leben und liegt auf dem Poppelsdorfer Friedhof begraben. Aber was hat Hausdorff gemacht, was war er für ein Mensch? An seinem Todestag schauen wir noch einmal zurück auf ein Leben, das von der Wissenschaft und der Forschung bestimmt war.

Überragende Leistungen und vielfältige Interessen

1868 in Breslau geboren, zog seine Familie nur zwei Jahre später mit ihm nach Leipzig. Bereits in der Schule war Hausdorff ein überdurchschnittlich guter Schüler und bei seinem Abschluss dann Jahrgangsbester, zudem hatte er zahlreiche Interessen und eine besondere Leidenschaft für Musik. So wollte er auch zunächst Musik studieren und Komponist werden, entschied sich dann aber auf Wunsch seines Vaters für ein Mathematikstudium. Dieses schloss er auch in Leipzig ab. Mit nur 23 Jahren promovierte er, vier Jahre später folgte seine Habilitation. In beiden Arbeiten beschäftigte er sich mit der Anwendung von Mathematik in der Astronomie. Nebenher besuchte er noch Vorlesungen in weiteren Naturwissenschaften sowie unter anderem in Philosophie, Sozial- und Literaturwissenschaften.

Mathematiker und Philosoph mit Leidenschaft

Die Jahre um den Jahrhundertwechsel waren die Phase seines Lebens, in der er die meisten philosophischen und literarischen Werke schuf und unter dem Pseudonym Paul Mongré veröffentlichte. 1899 heiratete er Charlotte Goldschmidt, mit der er im Jahr darauf eine Tochter bekam. Gleichzeitig war er erst als Privatdozent an der Universität Leipzig tätig, später als außerplanmäßiger Professor. Diesen Posten erhielt er jedoch gegen den Willen einiger Kollegen, da bereits 1901 der Antisemitismus sehr präsent war. 1910 kam er nach Bonn, 1913 nach Greifswald und 1921 schließlich kehrte er an die Uni Bonn zurück.

In seiner Zeit an den Universitäten und in der Forschung beschäftigte er sich vor allem mit der Mengenlehre, sein Buch dazu gilt als Meilenstein auf diesem Gebiet. Zahlreiche Begriffe anderer mathematischer Felder wie der Maßtheorie oder Funktionsanalysis beispielsweise tragen seinen Namen und die heutige Mathematik hat ihm viel zu verdanken. Hausdorff wurde 1914 verbeamtet, was ihm letztendlich half, seine Stelle bis zu seiner Emeritierung 1935 zu behalten. Das war aber nur ein kleiner Trost, denn mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden ihm sein Leben und Wirken zunehmend schwerer gemacht.

Die Erinnerung lebt weiter

Auch nachdem er seine Professur an der Uni Bonn niedergelegt hatte, führte er seine Forschungen fort. Eingeschränkt durch den stärker werdenden Nationalsozialismus wich er auf polnische Zeitschriften für seine Veröffentlichungen aus und auch aktuelle Literatur musste er sich heimlich besorgen, da ihm der Zugang zu den Universitätseinrichtungen verwehrt war. 1939 versuchte er noch, ein Forschungsstipendium in den USA zu bekommen, um auswandern zu können. Dieses wurde ihm verwehrt und Hausdorff musste in Bonn bleiben. Nur drei Jahre später erhielten Hausdorff und seine Frau die Anweisung, in das Kloster „Zur ewigen Anbetung“ in Bonn Endenich überzusiedeln, von wo aus die Juden weiter in die Lager deportiert wurden. Am 26. Januar 1942 nahmen das Ehepaar Hausdorff sowie die Schwester seiner Ehefrau sich gemeinsam das Leben, um der Verfolgung und einer Deportation zu entgehen. Felix Hausdorff starb mit 73 Jahren, seinen Abschiedsbrief mit einem Nachlass hatte er an seinen Freund Hans Wollstein adressiert. Aber auch dieser überlebte den Nationalsozialismus nicht. Nachdem der Abschiedsbrief über Jahre verschollen war, wurde er schließlich im August 2020 mit seinem Nachlass zusammengeführt und der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn übergeben.

An Felix und Charlotte Hausdorff und Edith Pappenheim erinnern drei Stolpersteine, die seit 2004 vor dem Haus in der Hausdorffstraße 61 eingelassen sind. Alle drei sind auf dem Poppelsdorfer Friedhof begraben, und auch die Tochter der Hausdorffs und ihr Ehemann wurden später dort beigesetzt. Auch das Exzellenzcluster für Mathematik und mathematische Ökonomie hat die Uni Bonn ihm zu Ehren „Hausdorff Center for Mathematics“ genannt.