You are currently viewing Ist das noch (Pop-)Punkrock? Eine Review des neuen Paramore Albums “This Is Why”
Bild: Atlantic Records

Ist das noch (Pop-)Punkrock? Eine Review des neuen Paramore Albums “This Is Why”

Lesezeit: 3 Minuten

Paramore haben mit This Is Why ihr erstes Album seit fast sechs Jahren herausgebracht. In dieser Pause hat sich die Band merklich weiterentwickelt und präsentiert sich nun auf ihrem sechsten Album musikalisch und inhaltlich von einer neuen Seite. Neben den politischen und teils sehr persönlichen Lyrics geht es aber auch um das eigene Verhältnis zur Emo-Szene.

Paramore ist wieder da! Fast sechs Jahre nach dem Release von After Laughter meldet sich die Band mit ihrem sechsten Album This Is Why zurück. Die Pause hat der Band merklich gut getan, was man nicht nur daran sieht, dass sie zum ersten Mal für zwei Alben in Folge das gleiche Line-Up hat. Auch die persönliche und musikalische Entwicklung des Trios hat von der Pause eindeutig profitiert. Und so präsentiert sich This Is Why als eine spannende Synthese aus den manchmal funky, manchmal polyrhythmischen Entwicklungen vorheriger Alben und Hayley Williams neuem melodischen Vocal-Style, den sie auf ihren zwei, in der Zwischenzeit erschienenen, Solo-Alben herausgearbeitet hat. Kommen all diese Elemente zusammen, ergibt sich daraus der neue unverkennbare Paramore-Sound.

Mut zu Neuem

Musikalisch ist This Is Why sicherlich das bisher spannendste Album der Band. Vom ikonischen Pop-Punk Sound oder den Rock-Hymnen früherer Alben hat Paramore sich nun aber quasi vollständig verabschiedet.

Und auch inhaltlich geht das Trio neue Wege, denn mit The News werden Paramore überraschend politisch. In dem Song setzt sich die Band damit auseinander, wie ohnmächtig man sich fühlt, wenn man durchgängig den Nachrichten aus der gesamten Welt ausgesetzt ist. Vor allem, wenn man dabei sicher zu Hause vor seinem Handy sitzt, während man sich Kriege am anderen Ende der Welt anschaut.

Punk goes Politics

Dass man sich nun auch politisch äußert, sei das Ergebnis vieler langer Gespräche in den letzten Jahren, erklärt Sängerin Hayley Williams in einem Interview. Eigentlich verstünden die drei sich nicht als politische Band. Aber nach den letzten Jahren und vor allem nach der Corona-Pandemie und den Black Lives Matter-Protesten habe man auch nicht mehr schweigen können.

“So who wants to hear a bunch of people whine about how difficult it is to live in 2022, when maybe our lives don’t reflect the harshest of realities. But I think the other flipside to that is, like, really wanting to do good and, like, wanting to reflect the times as artists.

~ Hayley Williams, in der Zane Lowe Show

Persönliche Einblicke

Deutlich weniger politisch, dafür aber umso persönlicher ist die zweite Hälfte des Albums. Hier wird der anfangs noch sehr rockige Sound zunehmend ruhiger und melancholischer, während die Lyrics tiefe Einblicke in die Gefühle der Band geben. In Liar etwa reflektiert Hayley ihre schwierige Vergangenheit mit romantischen Beziehungen.

Being in a relationship that feels mutually respectful for the first time in my whole life is terrifying. It’s so scary to think that you know what it’s like to be in a good relationship, only to find that you’ve been kidding yourself.”

~ Hayley Williams, im Interview mit Apple Music und Zane Lowe

Nostalgie und Neuausrichtung

Im Song Crave setzt sich die Band mit ihren nostalgischen Gefühlen auseinander. Trotz Nostalgie sind die drei aber froh, ihre Zeit in der Emo-Szene hinter sich gelassen zu haben.

“We are grateful and we’re so grateful that this scene has changed, but we are not always grateful for the experiences that we had. We’re, I think, very fortunate to have made it… out.”

~ Hayley Williams, im Interview mit Apple Music und Zane Lowe

Diese doch recht deutliche Distanzierung von der Szene lässt aufhorchen. Immerhin erlebt die Emo-Szene gerade – unter anderem durch TikTok – ein absolutes Revival und hat aktuell wahrscheinlich sogar ein höheres popkulturelles Standing, als sie in den 2000ern jemals erreichen konnte. Dass die drei sich unter diesen Umständen trotzdem musikalisch weiterentwickeln und nicht einfach auf den Nostalgiezug aufspringen, zeigt nochmal ihre persönliche Entwicklung und ihren künstlerischen Anspruch.

Und nun?

Und so kann man den musikalischen Übergang des Albums, hin zu einem ruhigeren Sound, auch als eine Art Abschied von der Szene, in der man einst groß geworden ist, sehen. Ich für meinen Teil bin gespannt darauf zu hören, wo die Reise als nächstes hin geht, auch wenn ich dabei mit einem weinenden Auge über den Verlust für die Pop-Punk-Szene trauern werde.

Hier könnt ihr direkt in das neue Album reinhören!