From down under to Bonn

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Träumerische Klänge, eine in harmonieverwobene Kombination aus seichtem Gesang mit dem Einsatz akustischer Gitarrengriffe: Die Rede ist vom australischen Geschwister-Duo Angus & Julia Stone. Wer sich den Sommer herbeisehnte, konnte trotz bewölktem Himmel einen Gedankenexkurs an Strandküsten wagen und die sanfte Brise New Ports regelrecht spüren. Am Mittwoch, den 24. Juni 2015 betraten die beiden Indie Folk-Künstler die Bühne des Kunst!Rasen Open Airs in Bonn Gronau und zogen das Publikum eineinhalb Stunden mit gefühlsgeladenen Songs in ihren Bann.
Der Support fiel gegensätzlich zum Hauptact sehr rocklastig aus und katapultierte die Menge mit Geschrammel und satten Riffs in den Zustand eines Woodstock-Revivals: The Blackbox Revelation, eine belgische Garage-Rock-Band mit dreiköpfiger Besetzung, sorgte für die passende Einleitung und animierte die Masse zum Tanzen.

THROWBACK

Es ist gerade kurz nach neun, die Vorband verlässt die Bühne und die Vorbereitung des Hauptacts ist in vollem Gange. Die Stimmung auf dem Kunstrasen schwankt zwischen Aufregung und großer Erwartung. Als die Spotlights entflammen und die Stille einen kurzen Moment innehält, betreten fünf Silhouetten das Podest und stimmen mit ,,It’s all okay“ ihren Auftritt an. Der Anblick von Angus Stone entlockt der weiblichen Fangemeinschaft den ein oder anderen Seufzer und wilden Zuruf, sodass sich eine imaginäre Kettenreaktion der Ohnmacht nur erahnen lässt. Freudentränchen benetzen die Wangen einiger Zuschauer und nicht nur zu Beginn des Abends geraten Fans an emotionale Grenzen. ,,Gonna take you for a ride on a big jet plane?“ Ohne zu zögern antwortet das Publikum in säuselndem Gesang und der Chorus verbreitet sich wie ein Hall über das komplette Gelände. Das Publikum reagiert mit großer Aufmerksamkeit auf den Wechsel zwischen akustischen Blues- und Folkpassagen.

Eine Symbiose aus Alleingang und Duett

Bild: Denise Schmid / bonnFM
Bild: Denise Schmid / bonnFM

Die seit 2006 populär gewordene Band, die man eigentlich nur im Duett vorfindet, überraschte mit einer durchaus vielfältigen Performance. 2014 erfolgte ein Album-Release der Platte ,,Angus & Julia Stone“, in der sowohl Angus, als auch Julia unabhängig voneinander Songs schrieben und mit ihren Solos eine ganz andere Seite von sich präsentieren konnten. Sind sie wirklich so unschuldig, wie die beiden sich in der Live-Performance geben? Julia Stone, die fast schüchtern anmutende 31-jährige, zeigte sich sowohl verletzlich, nostalgisch in wispernden Passagen, als auch außerordentlich selbstbewusst, während sie zugleich laut und rhythmisch ihren Folk-Sängerinnen-Charme á la Katie Melua inszenierte. Ebenso hinterließ ihr Bruder einen sehr zurückhaltenden Eindruck, während er optisch dem lässigen australischen Surferboy mit verwegenem Haar und Bart aus dem Bilderbuch glich. Zwei Künstler, die dazu in der Lage sind ein breites Spektrum von Emotionen einzufangen und auch weiterzugeben; in denen mehr steckt, als nur physischer Charme.

Liebe und Herzschmerz als roter Faden

Mit einem Cover des Bluessongs ,,You’re The One That I Want” aus dem Musical Grease bildeten sich in den ersten Reihen zunehmend Pärchen, die im Schein der untergehenden Sonne eng umschlungen standen, während einige ihren Blick einsam nach vorne versteiften, um sich fünf Minuten später mit dem letzten Song ,,Heartbreakers“ und ein paar subtilen Tränchen identifizieren zu können. Die heftigen Zugaberufe aus dem Publikum wurden natürlich nicht überhört und nach zwölf gespielten Songs aus drei Alben folgte noch ein weiterer. Sie ließen den Abend mit ,,Santa Monica Dream“ ausklingen – allerdings diesmal ganz intim und nur zu zweit in Begleitung der Akustikgitarren, während ein funkelnder Lichterteppich die Stimmung untermalte und es wieder ganz still um uns wurde. Insgesamt ein durchaus positiv aufgenommenes Konzert, das allerdings für manche doch zu kurz ausfiel. Wer seinen Lieblingssong verpasst oder kein Glück mit der Set-List hatte, kann die beiden Indie Folk-Sänger dieses Jahr allerdings nur noch auf der Fortsetzung ihrer Tour in Kanada und den USA verfolgen.