Samstagabend, kurz vor 20 Uhr. Die Harmonie ist gut gefüllt und die Besucher:innen warten auf die Led Zeppelin Tribute Band. Kann sie die Fans überzeugen? Wir waren vor Ort.
Eine geballte Ladung Nostalgie
Wie im Original reiste die Band in 4-köpfiger Besetzung an. Roby Misiejuk ist eine Maschine am Schlagzeug und mit einer unfassbaren Freude und Energie dabei. Er gründete die Band bereits im Sommer 2006.
Wolfgang Overheid entlockt diversen Gitarren und dem Theremin Klänge aus einer anderen Sphäre – zwischendurch sogar mit einem Geigenbogen. Bernd Derdau bereichert die Band seit vielen Jahren tatkräftig mit Bass und Keyboard. Das eingespielte Trio wird heute von einem besonderen Gast ergänzt: Nach der Trennung von Custard Pies – ebenfalls eine Led Zeppelin Tribute Band – unterstützte Pascal Cherouny die Band im Gesang.
Keyboard, Theremin, Gong, Schlagzeug, Pauken, mindestens 2 Bässe und 4 Gitarren inklusive der charakteristischen Doppelhalsgitarre sowie ein Tamburin zeigen nicht nur die Liebe zur Authentizität, sondern auch das musikalische Können der vier. Eine Kombination, die erstaunlich nah am Original ist. Ohne viel Gerede starten die Musiker sofort mit einigen Lieblingshits.
Eine kleine Zeitreise
Die Töne sitzen perfekt und die Stimmung ist durchweg positiv. Während die einen tanzen, versinken die anderen andächtig und mit geschlossenen Augen gänzlich in der Musik. Es ist eine Musik, die die Hörer:innen in eine andere Welt mit nimmt. Ein Hauch von Woodstock liegt in der Luft, mittem im beschaulichen Endenich.
Der Altersschnitt von über 40 verrät, es ist kein studentisches Publikum. Doch neben ein paar Kindern sieht man auch ein einige Leute im Studierenden-Alter, die offensichtlich nicht wegen ihren Eltern angereist sind. Vielleicht hat der Rock’n’Roll doch noch eine Chance, nicht ganz aus dem Mainstream verdrängt zu werden.
Rock’n’Roll will never die
Die Band verließ die Bühne und ließ Bandgründer Roby Misiejuk und seine Drums alleine zurück. Was folgte, war das gefühlt 10-minütige Drum-Solo “Moby Dick”, das mir eine ganz neue Wertschätzung für das doch meist im Hintergrund verschwindende Instrument brachte.
Als Roby die Drumsticks weglegte, mit seinen Händen weiterspielte und ganz lässig, fast nebensächlich, mit der Rückhand den 2 Meter großen Gong hinter ihm bespielte, ging ein Raunen durch die Menge. Die Band kam zurück, gemeinsam wurde der Song beendet. Umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass der mittlerweile 76 jährige Roby nach einem Sturz mit einem Leistenbruch und möglicherweise einer leichten Gehirnerschütterung spielte – und mit einem Feuer in den Augen sowie ansteckenden Grinsen im Gesicht.
Auch wenn dies vielleicht nicht zum Nachmachen anregen sollte, die pure Lebensfreude und Musikbegeisterung des Drummers schien direkt auf die Menge überzuspringen.
Ein (fast) perfekter Abend
Bei einigen Shows hatte die Band ihren riesigen Gong bereits in Flammen gesetzt und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht insgeheim darauf gehofft hätte. Doch die winzige Bühne und das Wohnzimmergefühl in der Harmonie bieten ihren ganz eigenen Charme und so ist es absolut verkraftbar, dass der Gong und damit wohl auch die Vorhänge unversehrt bleiben durften.
So wie jedes gute Konzert war auch diese gelungene Zeitreise viel zu schnell vorbei. Über zwei Stunden vergingen wie im Flug, Instrumente wurden gewechselt und mit jedem Song wurde klarer, mit wie viel Passion und gegenseitiger Wertschätzung die Band bei der Sache war.
Die musikalische Varianz lag zwischen rockigen Klassikern wie “Whole Lotta Love”, außergewöhnlichen Stücken wie “Moby Dick” sowie der Ballade “Stairway to heaven” – wohl einem der bekanntesten Led Zeppelin Songs. Zwei Zugaben wurden gespielt, dann mischte sich die Band unter die zufriedenen Besucher:innen und es ist schwer zu sagen, wessen Gesicht mehr geleuchtet hat.