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Periodenartikel – ein Luxusgut?

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Jeden Monat Hygieneartikel kaufen zu müssen, stellt für viele menstruierende Personen eine finanzielle Hürde dar. Wenn Menstruationsartikel zum Luxusgut werden, spricht man von Periodenarmut. Diese ist außerdem ein Problem mit weitreichenden, auch gesundheitlichen Auswirkungen. Besonders obdach- und wohnungslose Personen sind betroffen, da sie zusätzlich zu einer erschwerten Versorgung mit Menstruationsartikeln auch kaum Zugang zu ausreichender Hygiene haben. Gibt es bereits Lösungsansätze, um Periodenarmut zu bekämpfen und sind diese auch wirklich hilfreich?

Was genau bedeutet Periodenarmut?

Der Begriff Periodenarmut (engl. period/pad poverty) beschreibt, dass es menstruierenden Personen finanziell nicht möglich ist, sich mit den notwendigen Hygieneartikeln zu versorgen. Laut Plan International sind etwa 500 Millionen Menschen weltweit davon betroffen. In Deutschland geben 23 % der befragten Menstruierenden an, dass die Ausgaben für Menstruationsartikel für sie finanziell belastend sind. Diese belaufen sich nach einer Berechnung der Sparkasse auf circa 400 € jedes Jahr. In der Folge verwenden 15 % der Menstruierenden laut einer Umfrage von Plan International möglichst wenig Hygieneartikel. Die Auswirkungen können lebensbedrohlich sein: Wenn Tampons zu lange nicht gewechselt werden, besteht die Gefahr des Toxischen Schocksyndroms (TSS). Beim TSS gelangen Bakterien durch die Schleimhaut ins Blut und können unter anderem Organe beschädigen.

Die Mehrwertsteuersenkung als bisheriger Lösungsansatz in Deutschland

2020 wurde in Deutschland die Mehrwertsteuer auf Menstruationsartikel auf 7 %, also den ermäßigten Steuersatz für Dinge des täglichen Bedarfs, abgesenkt. In der Realität soll die Ersparnis auch an die Verbraucher*innen weitergegeben worden sein. Allerdings erhöhten sich die Preise auf Slipeinlagen, die zusätzlich noch immer mit 19 %, also dem Regelsteuersatz, besteuert werden. Laut dem ifo-Institut geht für ein Drittel der Personen, die neben Menstruationsartikeln auch Slipeinlagen kaufen, dadurch die Steuerersparnis verloren. Beim hauptsächlichen Kauf von Slipeinlagen müssen Verbrauchende sogar mehr bezahlen als vor der Senkung der Mehrwertsteuer.

Kostenlose Periodenartikel als Problemlösung

Mit dem 2022 eingeführten „Period Products Act“ ist Schottland das erste Land der Welt, das kostenlose Menstruationsprodukte in städtischen und Bildungseinrichtungen per Gesetz vorschreibt. In Deutschland haben vereinzelte Kommunen Projekte oder Initiativen für kostenlose Periodenartikel gestartet, ebenso wie einzelne Universitäten, darunter auch die Uni Bonn. Diese hatte 2022 zunächst eine Pilotphase gestartet, in der sie die kostenlosen Hygieneartikel zur Verfügung gestellt haben. Umfragen der Uni Bonn nach der Pilotphase zeigten, dass 93 % der Teilnehmenden die kostenlosen Menstruationsartikel befürworten. Seitdem werden weiterhin gratis Tampons und Binden auf den Toiletten der Uni Bonn angeboten. Entgegen den Befürchtungen, dass dieses Angebot ausgenutzt wird, zeigt sich in der Praxis nicht. Jedoch ist auch dieses Angebot ausbaufähig, denn noch sind nicht alle Gebäude der Universität ausgestattet. Diese Erfahrungen sollten weitere öffentliche Institutionen zum Anlass nehmen, das Angebot von kostenlosen Hygieneartikeln einzurichten oder auszubauen. 

Das Bonner Mitmachbudget startet für 2025/2026 einen weiteren Versuch für kostenlose Menstruationsartikel auf Bonner Stadtgebiet. Dieses ermöglicht Bonner*innen Ideen für gemeinwohlorientierte Projekte in ihrem jeweiligen Stadtbezirk einzureichen. Für 2025/2026 sollen im Rahmen eines stadtweiten Pilotprojektes kostenlose Menstruationsartikel in öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung stehen. Die geplante Umsetzung sieht vor, mehrere Spender beispielsweise in öffentlichen Toiletten einzurichten, um so für eine anonyme und kostenlose Entnahme von gratis Periodenprodukten zu sorgen und so zur Verringerung der Periodenarmut beizutragen.

Der Verein Social Period 

Der Verein Social Period e. V.  besteht seit 2019 und kämpft für den Zugang zu Menstruationsartikeln für obdach- und wohnungslosen Menstruierenden. Das Konzept besteht aus Spenderboxen, die beispielsweise in Drogeriemärkten stehen. Dort können Hygieneprodukte gespendet werden, die von dort an Anlaufstellen für bedürftige Personen übergeben werden. Derzeit gibt es Standorte in Berlin, Hamburg und Köln. Der Verein möchte im Allgemeinen mehr Aufmerksamkeit für das Thema schaffen und weitere Kooperationen mit sozialen Einrichtungen aufbauen, damit die Verteilung der Produkte so gerecht wie möglich erfolgt.

Um das Problem der Periodenarmut langfristig einzudämmen, muss sicherlich mehr getan werden als eine Absenkung der Steuer. Eine Bereitstellung von kostenlosen Artikeln in öffentlichen Gebäuden und Institutionen trägt zwar zu mehr Sicherheit der Menstruierenden bei, ist aber nicht dafür konzipiert, den individuellen monatlichen Bedarf abzudecken.