Was machen wir eigentlich, wenn uns das Weltgeschehen weh tut? Was können wir machen, um damit besser umzugehen?
Wenn Nachrichten weh tun
Der Duden bezeichnet das Wort ,,Weltschmerz” als „das Leiden, das wir empfinden, wenn zwischen den eigenen Erwartungen an die Welt und den tatsächlichen Geschehnissen eine zu große Lücke entsteht.”
Ich denke, dieses Gefühl dürfte jedem bekannt vorkommen. Beunruhigende oder weitaus tragische Ereignisse in Politik, Geschichte und Umwelt setzen sich fortlaufend fort und wir sitzen hier auf der Zuschauerbank mit Wut und Schmerz im Bauch. Alles passiert wahnsinnig schnell und vieles bleibt unvorhersehbar – was den Umgang damit weiter erschwert.
Warum empfinden wir diesen Weltschmerz überhaupt? Warum ist dieses Gefühl in letzter Zeit so präsent? Ein Grund dafür liegt in der schieren Menge negativer Nachrichten, die im vergangenen Jahr einen neuen Höhepunkt erreicht haben. Es geht nicht mehr nur darum, ob wir politische oder umwelttechnische Themen als gut oder schlecht bewerten. Vielmehr geht es heute um eine moralische Auseinandersetzung – um die Frage, was wir als richtig oder falsch empfinden.
Sind wir wirklich machtlos?
Diese Flutwelle von Nachrichten aus aller Welt, die täglich auf uns zukommt, überfordert uns in erster Linie nur und ruft vielleicht nicht direkt den Aktivismus aus uns heraus, den wir uns erhofft hatten. Es ist völlig verständlich, sich von der täglichen Nachrichtenflut überfordert und erschöpft zu fühlen. Schließlich gibt es niemanden, der uns gefragt hat, ob wir diese Ereignisse und deren Belastung überhaupt ertragen können. Jedoch gibt es Wege, wie wir aus dieser Ohnmacht herauskommen können.
In den meisten Fällen fühlen wir uns machtlos, als kleine Individuen, die sich gegen die großen Staatsmächte, Konzerne o.a. positionieren wollen – doch so klein sind wir gar nicht. Es ist immer möglich, gegen den persönlichen Weltschmerz anzugehen, indem man selbst aktiv wird, sich mobilisiert und protestiert. Wir haben eine Stimme, die auch gehört werden kann, wenn man sie nutzt. Diese Wut, die wir verspüren bei all den Ereignissen, die sich außerhalb unserer Moral ergeben, ist sogar nötig, um zu zeigen, dass wir nicht alles von diesem Weltschmerz hinnehmen müssen.
Auch wenn es nicht der laute Protest auf den Straßen ist, hilft es immer aktiv den Kontakt zu anderen zu suchen und darüber zu reden, auch wenn es zum hundertsten Mal das gleiche Thema ist. Über Schmerzen zu sprechen hilft, um damit umzugehen, auch wenn die Schmerzen außerhalb unserer Entscheidungen auf der Welt entstehen.
Müde sein aber nicht den Mut verlieren
Eine Perspektive, die wir nicht übersehen sollten, ist, wie sehr diese tägliche Flut von Nachrichten uns erschöpfen kann. Bei dieser konstanten Nachrichtenproduktion – und Veröffentlichung fehlt einfach die Energie, um sich erneut von Ereignissen mitreißen zu lassen, die wir selbst nicht beeinflussen können und die uns das Gefühl geben, der eigenen Welt zu entgleiten. Ich denke, es geht uns allen so, dass wir solche Tage haben, an denen es dem eigenen Gemüt irgendwann einfach reicht und man keine Lust mehr hat und Social Media, den Fernseher oder auch das Radio einfach mal auslässt. Wir sollten uns erlauben, diese Momente der Erschöpfung anzunehmen, ohne uns dafür schuldig zu fühlen. Denn nur dann können wir das Gelesene verarbeiten. Nur so entsteht Raum für neue Gedanken und Ideen.
Es tut sehr weh, aber gerade in diesen Momenten können wir zeigen, dass wir nicht nur Zuschauer sind – wir können handeln, uns austauschen und immer wieder auch für uns selbst sorgen. Wir können uns gegenseitig unterstützen und immer wieder daran erinnern, dass wir, auch in schwierigen Zeiten, nicht alleine sind.