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Bild: bonnFM

Nochmal Balladen bitte

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Dermot Kennedy spielt zum zweiten Mal in einem Monat im Kölner Palladium – und beweist dabei, dass seine stimmungsvollen Balladen live noch stärker wirken als im Radio. Die Mischung aus Hits und älteren Songs lässt dabei auch die ein oder andere Träne im Publikum rollen. 

Zum zweiten Mal in einem Monat füllt Dermot Kennedy am 27. März das Palladium in Köln. In wenigen Jahren hat sich der Singer-Songwriter aus Irland von Straßenmusik in Dublin, über kleine Clubs bis nach oben in die Mainstream-Radiosender und meist-gelikte Sad-Song-Spotify Playlists gesungen. Dementsprechend wartet das Publikum gespannt auf seine melancholischen Songs und ist nicht wie erwartet unter 25, vorwiegend weiblich und am Rande des emotionalen Zusammenbruchs, sondern überraschend durchmischt: euphorische jungen Frauen, Pärchen, die darauf warten, dass Dermot Ihren Song spielt und einige kritische Rentner*innen. Dazwischen vereinzelte Betrunkene, die alles andere als im Einklang mit der emotionalen Stimmung im Saal waren. Nach einer etwas langatmigen Wartezeit legt Dermot dann auch kraftvoll los. 

Nur bei den Radiohits überzeugt das Publikum mit Textsicherheit

Die Setlist füllt der Sänger mit einer Mischung aus neuen und alten Hits. Man merkt dem Publikum an, dass die Textkenntnisse – mit Ausnahme der Die-Hard-Fans – bei vielen Songs mittelmäßig bis nicht existent sind, wodurch die Menge oft eher verhalten wirkt. Bei Hits wie “Power over me” oder “Paradise”, die immer mal wieder in den Rotationen der großen Radiosender auftauchen, löste sich die zurückhaltende Stimmung des Publikums dann jedoch in Luft auf. 

Dermots rauhe Stimme ist dabei das beeindruckendste an dem Abend. Nicht nur auf den Kopfhörern haucht sie den Songs Leben ein und geht tief unter die Haut, sondern auch live füllt er das Palladium komplett aus. Für “Rome” setzt Dermot sich ans Klavier, meist spielt er Gitarre oder ist lediglich mit gefalteten Händen vor der Brust, ganz ohne eigene Instrumente, vor dem Mikrophon. Letzteres ist vor allem bei emotionalen Songs der Fall, wodurch er den Fokus voll und ganz auf die Lyrics legt.

Melancholische Songs werden live wunderbar traurig

Wer mit Liebeskummer zum Konzert gekommen ist, hält die Taschentücher hoffentlich griffbereit. Dermots sowieso schon eher melancholischer Sound – Singer-Songwriter durchzogen von hauchdünnen Hip Hop Nuancen – wird live auf eine wunderbare Art noch trauriger. Spätestens dann, wenn das Publikum aus seiner Starre etwas auftaucht und Zeilen wie “I see everything you can be. I see the beauty that you can’t see” andächtig mitsingt oder der Instrumentalpart von “After Rain” auf mehrere Minuten gestreckt wird. 

Mit einer aufgeladenen und zugleich melancholischen Stimmung entlässt Dermot Kennedy die Kölner*innen in die Nacht. Den zweiten Abend in der Stadt am Rhein hat sich der junge Ire allemal verdient.