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Ein Abend mit den walisischen Welsen – Abrocken mit Catfish and the Bottlemen

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Wenn sich der Sänger der Band und die größten Fans im Publikum schon nach fünf Minuten des Konzerts einen Wettbewerb liefern, wer mehr am Schwitzen ist, kann das nur gut werden. Warum das Konzert auch anderweitig gut war, erzählen wir euch hier.

Zurück in die 60er mit den Flavians

Es gibt auf einem Konzert nichts, was einen so zum schmunzeln bringt, wie wenn die Künstler der Vorband sich nach ihrem Auftritt unters Publikum mischen und mit abrocken. Das ist auch bei den Flavians der Fall: drei Jungs an Gitarre, Bass und Schlagzeug und ein Mädel am Keyboard, die das Publikum durch Sound und Aussehen in ein Woodstock mitten in Köln entführen. Mit Schlaghosen und einem stark mitschwingenden 60s-Vibe, der mal mehr an The Mamas and the Papas mit den ganzen Uuuuuhs und Paapapapaaas, mal mehr an rockigere und düstere Bands erinnert. Und das beste: Jeder darf mal ran und singen, sodass die Abwechslung direkt noch mehr wird. Die Musik ist zwar mehr zum mitschunkeln als zum moshen geeignet, trotzdem gibt die Band den Zuschauern genug Energie, um das zu überleben, was danach kommt. Und es gibt sogar noch eine kleine Überraschung, als die Band ihren letzten Song – ein Song über einen Tag der schlimm beginnt, immer schlimmer wird und sich ewig hinzieht – ausgerechnet am Tag des Brexit dem britischen Premier widmen. Humor haben sie!

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Schmutzig, schwitzig, derb – Catfish and the Bottlemen

Der Raum ist pechschwarz durch den ganzen schwarzen Merch der Band. Irgendwann zwischen dem dritten und vierten Song fällt es mir dann wie Schuppen von den Augen: Der dunkle Merch, die Kleidung und das Equipment der vier Jungs ist so dunkel, damit man die Schweißflecken nicht direkt sieht, denn von denen wird es viele geben. Ein durchgängiger riesiger Moshpit in der Menge seit Sekunde eins würde für Schweißflecken sorgen, selbst bei denen, die gar nicht moshen wollen. Dabei hatte man es kommen sehen: Wenn die Band wie in einem Boxring durch ein „Ladieeeeeeees aaaand Gentlemeeeeeeen, we aaaaaaare liiiive“ angekündigt wird, sollte jedem klar sein, dass ab dann nicht mehr gekuschelt werden würde. 

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Und selbst auf der Bühne findet ein Ein-Mann-Moshpit statt, als Sänger Van sich so in der Musik verliert, dass er anfängt mit Gitarre und Mikro rumzuwirbeln und man die ganze Zeit Angst hat, eine der beiden Sachen würde kaputtgehen. Doch der Typ ist ein Profi, der es jedes Mal schafft seine Sachen aufzufangen, kurz bevor sie den Boden berühren. Genauso professionell spielt er auf seinen gefühlt 10 Gitarren, die – nicht gefühlt, sondern tatsächlich – nach jedem Lied getauscht werden, wahrscheinlich damit sie sich von dem ganzen Rumgeschwinge erholen können. Zugegeben: Ein paar Wermutstropfen gibt es trotzdem. Der Kontakt mit dem Publikum wurde auf ein Minimum begrenzt, außer ein kleines „thank you“ nach vielleicht jedem zweiten Lied war da nicht viel. Die Lieder wurden vielmehr wie bei einem Live-Album einfach runtergespielt und es gab nicht mal eine Zugabe – schon etwas schade, wenn man das Publikum vorher so hyped.

Am Ende also verschwitzt und enttäuscht?

Nein, nicht wirklich. Klar, ist das schade, aber man muss auch zugeben, dass die Jungs während der Lieder alles geben. Für echte Hardcore-Fans ist so ein Konzert wahrscheinlich elektrisierend von Anfang bis Ende, was man ihnen auch ansieht. Nicht-Hardcore-Fans würde ich eher empfehlen, erst die Musik zu hören und zu gucken, ob sie nicht auch vielleicht zu Hardcore-Fans werden. Aber beeilt euch: In Großbritannien spielen die Jungs schon jetzt fast nur noch in ausverkauften Hallen!