Ausgestattet mit Anglizismen, verträumten synthesizer-sounds, Sonnenbrille und viel Haargel geht die Berliner Musikerin fuffifufzich auf „der tag an dem du warst wo ich war wo du warst“-Tour. Der Tag an dem bonnFM war wo fuffifufzich ihr Konzert in Köln gab, war der 3.12. Um dieses Konzert und um die Frage, ob sich die heartbreakerei besser mit einer Anzeige oder Alkohol kurieren lässt, geht es hier.
Pferde-Trance auf Umwegen
Ob es am plötzlich einsetzenden Schneefall oder einer ausgesteckten Mehrfachsteckdose liegt? Man weiß es nicht. Aber die Technik streikt und das Konzert im Gebäude 9 beginnt mit 45 Minuten Verspätung. Vielleicht ist die Verzögerung auch Teil des Programms der Vorband. Zumindest passte sie zur unbeholfen-sympathischen Art des selbsternannten Horse-Trance Musikers Luis Ake. Ake, in Anzughemd und Krawatte, bringt das Publikum mit seinem unkonventionellen Charme zum Lachen und mit Songs über Blumen und Umwege zum Tanzen.
Herzschmerz, aber make it Disko
Nach langem Sehnen betritt dann endlich fuffifufzich die Bühne; gerahmt von ihrer zweiköpfigen Band, die in babyblauen Anzügen und Elvis Presley würdigen Tollen aufwartet. Fuffi selbst gibt eine Jeans-Pailleten-Kombination zum Besten, die der Disko-Kugel an der Decke Konkurrenz macht. Natürlich dürfen auch bei ihr die zurück gegelten Haare und die Sonnenbrille nicht fehlen. Die ersten Töne vom E-Piano erklingen und schnell ist der ganze Raum im Rausch. Zwischen „Ciao Amore Mio, das war echt damals da ganz cool mit dir im Kino“ und „Zur Hilfe, du bist verliebt in mich“ wird schnell klar, worum es in Fuffis 2022 erschienen Debüt-Album geht: Heartbreakerei.
„Ich habe mein heart voll doll gebrochen bekommen, das war blöd. Aber cool, dass ich jetzt dieses Album gemacht habe und auf Tour gehe.“ – fuffifufzich, während des Konzerts
Herzschmerz durch Musik verarbeiten, das ist nichts neues. Neu ist aber der Sound mit dem fuffifufzich sich den Schmerz von der Seele musiziert. Fast psychedelische Klänge treffen auf eingesprochene Vocals, die zum Lachen bringen und mit kindlicher Simplizität große Gefühle auf den Punkt bringen: Wie sich Liebe und der ganze struggle drum rum eben manchmal anfühlen:
„Ich wünschte, ich müsste mir nicht wünschen, dass es grade anders wär, als das, was grad passiert ist – cry“ – fuffifufzich in ihrem Song Zur Hilfe
Orakel sagt: fuffifufzich kommt noch groß raus
Die Songs vom Album sind schneller gespielt als man 110 wählen und Anzeige gegen Heartbreakerei erstatten kann; ein Cover von Herbert Grönemeyers „Alkohol“ ergänzt das Repertoire. Im Sprechgesang ihrer Songs ist fuffifufzich souveräner als in den teilweise holprigen Überleitungen dazwischen. Aber darüber sieht man hinweg in Anbetracht der tollen Musik und der warmen Kommunikation zwischen ihr, der Band und dem Publikum. Während des Konzerts kündigt die Musikerin an, an einem weiteren Album zu arbeiten. Aktuell kratzt sie noch an der Marke von 52.000 Hörer*innen auf Spotify. Aber die Zeichen stehen gut, dass sie durch ihre Tour und die kommende Festival-Season bald die Aufmerksamkeit erhält, die ihrer Musik gebührt.
