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Happy Birthday, Karl May! Wer war der Bestsellerautor?

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Seine Figur Winnetou war so berühmt wie Harry Potter, er gilt als der meistgelesene deutsche Schriftsteller der Geschichte. Trotz einer Reihe von Biografien, die versuchen, seinen Platz in der deutschen Literaturgeschichte zu definieren, ist das Leben des vor 180 Jahren geborenen deutschen Bestsellerautors Karl May noch immer von vielen Mythen umwoben: Was ist wahr an dem Schöpfer von Winnetou?

Deutschlands Bestsellerautor

Karl May schrieb über 70 Bücher, die sich weltweit mehr als 200 Millionen Mal verkauften. Im 20. Jahrhundert waren seine Figuren wie „Winnetou“ so berühmt wie J.K. Rowlings Harry Potter oder Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf heute und begleiteten Generationen von jungen Deutschen auf abenteuerliche Reisen in ferne Länder. Am 25. Februar feiert der Autor seinen 180. Geburtstag.

Karl May (1842-1912) gilt seinen Biografien zufolge als meistgelesener deutscher Schriftsteller. Da es zur Zeit von Mays Buchveröffentlichungen noch keine genauen Aufzeichnungen und Datenerfassungen gab, stehen keine konkreten Zahlen über die tatsächlich verkauften Bücher zur Verfügung. Außerdem erschienen viele seiner Geschichten vor ihrer Buchveröffentlichung als Fortsetzungsromane in Zeitungen oder Groschenromanen, was in seiner Veröffentlichungsgeschichte Verwirrung stiftet.

Die Auflage seiner Werke wird jedoch auf über 200 Millionen Exemplare geschätzt, einschließlich Übersetzungen in über 40 Sprachen. Dies wird nur von den größten literarischen Erfolgen unserer Zeit übertroffen, wie dem von J.K. Rowling. Ihre Geschichten über Harry Potter sind mehr als 450 Millionen Mal verkauft worden.

Inspirationsschübe im Gefängnis

Tatsächlich war May mehr als einmal im Gefängnis, oft wegen Bagatelldiebstahls und manchmal wegen bizarrer Verbrechen, wie dem Diebstahl von Kerzenresten. Verbrechen werden oft aus der Not heraus begangen. Als geschickter Schwindler stahl er Geld, Pelze und einmal fünf Billardkugeln. In den Jahren von 1870 bis 1874 musste er vier Jahre im Gefängnis verbringen, sein längster Aufenthalt.

May fand jedoch Gefallen an seinem Unglück, weil er die Gefängnisbibliothek nutzen konnte. Die Lektüre vieler Bücher, zu der May als freier Mann keine Gelegenheit hatte, legte den Grundstein für seine detaillierten Recherchen. Dies ermöglichte es ihm, die Bücher zu schreiben, die ihn berühmt machen sollten.

Mays Phantasiereisen

May recherchierte vor dem Schreiben seiner Bücher akribisch, er verschlang Geografiebücher, Reiseberichte und klassische Abenteuerromane. In zeitgenössischen Nachschlagewerken wie „Zwölf Sprachen aus dem Südwesten Nordamerikas“ fand er indianische Begriffe, wie die Namen Iltschi und Hatatitla – nach denen er die Pferde von Winnetou und Old Shatterhand benannte. Erstaunlicherweise betrieb May aber nie Feldforschung. Vielmehr fanden fast alle seine Reisen ausschließlich in seiner Phantasie statt.

May gab sich jedoch gerne als Reiseschriftsteller aus: Dies erklärte seine zeitweiligen Abwesenheiten, die in Wirklichkeit Gefängnisaufenthalte statt Reisen in die Ferne waren.

Der Daheimgebliebene

Als May 1875 seine erste Geschichte von Winnetou veröffentlichte, hatte er noch nie einen Fuß außerhalb Deutschlands gesetzt. Dies war auch noch der Fall, als seine Abenteuerbücher in den 1890er Jahren zu Bestsellern wurden. Am Ende seines Lebens unternahm er jedoch zwei lange Reisen zu einigen der Orte, über die er in seinen Büchern geschrieben hatte.

In den Jahren 1899/1890 reiste er in den Nahen Osten, und 1908 in die USA. In den „wilden“ Südwesten des Landes, wo sich viele seiner Abenteuer abspielen, hat er es jedoch nicht geschafft. Stattdessen beendete der Schriftsteller, der gesundheitlich angeschlagen war, seine Reise an den Niagarafällen im Osten.

Hitler, der Karl-May-Fan?

Ein Zeitungsreporter schrieb 1933 über einen Besuch im Haus Adolf Hitlers: „Auf einem Regal standen politische und staatswissenschaftliche Werke, etwas Literatur über die Pflege und Zucht von Schäferhunden und dann – deutsche Jungs, hört zu! Dann kam eine ganze Reihe von… Karl May! – mit Winnetou, Old Shatterhand, den Schut’s und all den lieben vertrauten Personen“.

Es gibt jedoch keine Fotos, die diese Behauptung belegen. Es gibt auch keine Beweise dafür, dass Hitler, wie behauptet wurde, seinen Generälen geraten hat, Mays Kriegstaktik anzuwenden. Wahrscheinlicher war, dass Hitler, wie viele seiner Zeitgenoss*innen, ein Bewunderer von Karl May war, auch wenn dessen pazifistisches Spätwerk für den deutschen Diktator weniger attraktiv war.

Auch viele andere namhafte Persönlichkeiten, wie die Schriftsteller Hermann Hesse und Hans Fallada sowie die deutschen Friedensnobelpreisträger*innen Bertha von Suttner und Heinrich Böll, liebten Mays Abenteuergeschichten. Der deutsche Schriftsteller Carl Zuckmayer benannte sogar seine Tochter Maria Winnetou nach einer von Mays berühmten Figuren. „Winni“ Guttenbrunner, wie sie sich nach ihrer Heirat nannte, sagte 2009 in einem Interview, dass viele auf ihren besonderen Namen neidisch gewesen seien – so auch die Autorin dieses Artikels.