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Hilfe, ich bin in einen Freund verliebt

Lesezeit: 3 Minuten

die bonnFM Kolumne

Kann aus Freundschaft Liebe werden? Oder riskiert man damit einen guten Freund zu verlieren? Das fragt sich unsere bonnFM-Kolumnistin.

„Lass uns Freunde bleiben“ ist wohl der meist gefürchtete Satz aus dem Mund eines Menschen, den man gern hat. Denn es ist ein „Ich mag dich, aber dann doch auch nicht so sehr“. Aus Liebe soll Freundschaft werden. Das ist wohl ein so schwieriges Unterfangen wie mit einem SUV in einen Parkplatz für einen Mini zu balancieren. Erst sind bei beiden Gefühlen da, dann werden sie plötzlich einseitig und der eine Teil möchte dann doch lieber einen Schritt zurück machen und nicht mehr Knutschen und Kuscheln, sondern auf freundschaftlicher Basis abends ein Bier mit der Clique trinken. 

Aber das Spiel kann auch anders herumgedreht werden: „Lass uns mehr als Freunde sein“ – wenn aus Freundschaft plötzlich Liebe werden soll. Ein noch schwierigeres Unterfangen als mit dem SUV in der Mini-Parklücke zu parken, denn es steht so viel mehr auf dem Spiel.

Dieser Moment, wenn es klick macht

Da ist dieser eine gute Freund. Man kennt sich schon ewig, vielleicht durch die Schulzeit oder gemeinsame Freunde. Man geht zusammen shoppen, feiert Geburtstage, fährt im Sommer zum See – alles rein platonisch. 

Und dann macht es plötzlich klick. Es ist einer dieser lauen Sommerabende. Man sitzt gemeinsam am Lagerfeuer, trinkt ein Bier nach dem anderen und quatsch über Gott und die Welt. Und so sitzt man da bis es hell wird, vergisst alles um sich herum und ist einfach glücklich. Und wie aus dem Nichts fragt man sich plötzlich, wie man all die Jahre nie auch nur eine Sekunde daran denken konnte, dass da auch mehr sein könnte. 

Fünf Phasen

Mehr als Freundschaft, vielleicht was ganz Großes. Allgemein führt das zu fünf Phasen:

  • die allgemeine Verwirrung
  • die „was wäre wenn“-Grübelei
  • Verdrängung
  • Akzeptanz der Gefühle
  • und schließlich die großen Unsicherheit. Denn wie kann man denn jetzt herausfinden wie der andere einen findet? 

Wir sind schließlich nicht mehr in der Grundschule, wo man seine beste Freundin vorschicken kann, die den Schwarm dann fragen soll wie er einen denn so finde. Die Ungewissheit ist anstrengend. Man sieht sich, wartet auf Zeichen. Aber soll ich es riskieren? 

Szenario 1

Alles läuft prima. Er sagt dir es gehe ihm genauso, nimmt deine Hand und ihr lauft am Strand den Sonnenuntergang entgegen. Ihr lebt glücklich bis an euer Lebensende. Wenn es doch nur immer so schön wäre wie im Märchen. Oder Schnulzenfilm. 

Szenario 2

Er gibt dir einen Korb, für ihn ist eure Beziehung rein platonisch. Für dich nicht. Und das wird zum Problem. Plötzlich verhält er sich anders, erzählt dir nicht mehr alles – was dich vielleicht gar nicht stört, weil du eh nicht wissen möchtest, mit wem er nach der letzten Party in die Kiste gesprungen ist (sagt man das heutzutage noch oder offenbare ich mich damit als Ü20-Jährige?). Aber nach und nach verläuft sich eure Freundschaft und ehe ihr euch verseht beschränkt sie sich auf Geburtstagsfeiern von gemeinsamen Freunden, wo ihr Small Talk mäßig über das Wetter und die letzte Folge „fest und flauschig“ redet.

Szenario 3 

Gibt es überhaupt ein drittes Szenario? Oder gibt es nur Alles oder Nichts? Die Utopie schwirrt in meinem Kopf, dass auch wenn Gefühle nicht erwidert werden, diese wunderbare Freundschaft dem standhalten kann. Denn eine langjährige und tiefe Freundschaft ist größer als der Anflug von Liebe. Oder ist es doch eher anders herum?

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – aber auch nicht verliert. 

Es gibt keine Anleitung dafür, wie man sich verhalten soll, wenn man einen guten Freund in einer rosaroten Blase und mit Herzchen in den Augen sieht. Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, ob er das “Lass uns mehr als Freunde sein“ aussprechen möchte oder nicht.

Wer es riskiert könnte einen guten Freund verlieren. 

Wer nichts riskiert, der muss lernen damit zu leben, ihm nie seine Gefühle offenbart zu haben. Kein heimliches Anschmachten, dass Hassen seiner neuen Freundin und das Verdrücken von Tränen, wenn er eine andere heiratet, obwohl du doch so viel besser zu ihm passen würdest.