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Bild: Barbara Frommann

Denken schadet der Illusion – DIVAS im Theater Palast

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In Familie Malentes Theater Palast bebt dank DIVAS zum Ende der Spielzeit nochmal das Spiegelzelt. bonnFM hat die Show gesehen und mit den Künstlern gesprochen.

DIVAS verspricht eine bunte Mischung aus Parodien, Gesang und Tanz. Mit einer Hand voll Glitzer und ganz viel Energie wird das in Form einer Travestieshow zur Realität. Knut Vanmarcke und Dirk Vossberg-Vanmarke, die Besitzer vom Theater Palast, übernehmen in ihrer eigenen Show wieder die Hauptrollen.

Außerdem haben sie sich auch für DIVAS tatkräftige Unterstützung geholt. Zwischen ihren Acts treten vier professionelle Tänzer auf, die ihre Beine höher schwingen, als eine Barbie je verbogen werden könnte. So zeigt Tänzer Alexander Plein im blauen Glitzerbody mit Schulterpolstern wie viel Helene Fischer in ihm steckt. Für die Drag-Verwandlung hat er mehrere Stunden gebraucht: „Ich komme immer so drei Stunden vor der Vorstellung an und dann wird erstmal geschaut, dass man alles an menschlichen Gesichtszügen entfernt.“ Dazu gehören das Überkleben der Augenbrauen mit Prittstift, ganz viel Lipgloss und „dann natürlich Wimpern, die so viel Wind machen, dass dieses Set gerade noch steht.“ Wenn er im nächsten Jahr wiederkommen sollte, würde er sich noch eine Windmaschine für mehr Dramatik wünschen, scherzt Plein.

Zeitreise durch alle Jahrzehnte

Beginnend mit den Goldenen Zwanzigern stolzieren fünf Dragdiven rund um Loco Flanel in High Heels auf die Bühne, bei denen die Absätze Höhenangst auslösen. Ganz nach dem Motto von Loco: „Ich hab keinen Stress, ich hab nur Strass“ wird ein kunterbunter Abend eingeläutet. So bietet Tänzer Clayton Sia, der auch schon für Kinky Boots auf der Bühne stand, eine Hommage an Josephine Baker mit einem Charleston im berühmten Bananenrock.

Die Malentes treten unter anderem als die Kessler-Zwillinge, Alice und Ellen, auf. Zu „Bye bye mein Herr“ erscheint Liza Minnelli und irgendwann ist auch Karl Lagerfeld wiederauferstanden. DIVAS lädt auf eine Zeitreise durch vergangene Jahrzehnte und die vergangene Spielzeit ein. So darf auch der Evergreen „Dancing Queen“ nicht fehlen, den The Fabulous Singlettes bereits im März zum Besten gegeben hatten, als sie im Theater Palast gastierten.

Wer alle Anspielungen versteht, hat sicherlich mehr Spaß mit den Divas. Kommt man nicht sofort darauf, wer da gerade eigentlich parodiert werden soll, können vereinzelte Acts etwas willkürlich wirken und brauchen einen kleinen Moment um den Unterhaltungseffekt zu erzielen. Aber wie bei vielen guten Witzen lacht man auch noch gerne mit, wenn man die Pointe als letztes verstanden hat.

Entertainment und Ernsthaftigkeit

Zwischendurch schlagen die Gastgeber dann wieder ernstere Töne an. Bei all dem Spaß wollen sie darauf aufmerksam machen, dass dieser nicht überall selbstverständlich ist. DIVAS feiert nicht nur die Vielfalt, sondern klärt auch auf. Die Show hält neben Tanz und Kabarett einige „lehrreiche Momente, darüber was es bedeutet Drag Queen, Transgender oder schwul zu sein“ bereit, erklärt Tänzer Andrea Viggiano.

Die Brüche treten abrupt und ohne wirkliche Vorwarnung in der Vorstellung auf. Das nimmt einerseits das Tempo, aber auch ein bisschen die ausgelassene Stimmung raus. Die Nummern, die direkt im Anschluss folgen, haben es etwas schwerer die Magie zurückzuholen. Aber in einer Zeit, in der Drag erst langsam beginnt Mainstream zu werden und Olivia Jones die einzige szenenübergreifend bekannte Drag Queen ist, mag dieser Weg gar nicht so falsch sein. Drag als Kunstform benötigt noch mehr Anerkennung.

Für das nächste Jahr besteht bereits die Überlegung DIVAS zu wiederholen. Auch dann soll die vergangene Spielzeit Revue passiert werden. Wer alle Stücke gesehen hat, bekommt einen Abschluss; wer nicht, bekommt Lust auf mehr. Nach fast einem Jahr ist der Theater Palast endgültig in Bonn angekommen. Für die „Bundesstadt ohne nennenswertes Nachtleben“ eine echte Bereicherung.

DIVAS läuft noch bis zum 14.Juli jeweils von Donnerstag bis Samstag. Tickets gibts unter theaterpalast.de.