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Mal wieder tanzen

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Über ein Jahr nicht „tanzen gehen“, DIE Zeit unseres Lebens und das Gefühl, etwas zu verpassen.

Mein letzter Besuch in einem Klub ist jetzt genau ein Jahr her. Wir haben das Ende des Semesters und das Leben gefeiert. Unmittelbar sprudeln Erinnerungen hoch: Sich etwas Besonderes anziehen, neue Leute kennenlernen, den einen oder anderen ekeligen Shot trinken und tanzen, bis es draußen wieder hell ist. Unter meinen Freundinnen ist „mal wieder tanzen gehen“ auf Platz eins der Dinge, die alle gerne mal wieder machen wollen. Viele möchten auch ihr Studium verlängern, um noch ein bisschen länger „das Studierendenleben“ auszukosten.

Das Gefühl, etwas zu verpassen.

Wenn ich ehrlich bin, mag ich betrunkene Menschenmengen gar nicht so gerne und möchte immer um zwei Uhr gehen. Trotzdem habe auch ich ständig das Gefühl, etwas zu verpassen. Dieses Gefühl erwischt mich in den verschiedensten Momenten. Wenn Silvester das erste Mal seit fünf Jahren wieder mit meinen Eltern gefeiert wird; wenn ich mit einer Freundin im Kalten spaziere, statt in einem warmen Café Schokoladenkuchen zu essen; wenn ich am 23. Dezember vor meinem Laptop sitze, statt im dichten Gedränge der Kneipe zu stehen und Leute von früher zu treffen.

DIE Zeit in unserem Leben

Das Gefühl, etwas zu verpassen, betrifft alle Menschen momentan, aber die Jugendlichen und jungen Erwachsenen besonders. Uns wird durch unser Umfeld und die Medien ständig vermittelt, dass es DIE Zeit in unserem Leben sein sollte. Ständig heißt es: „Du musst DIE Zeit der Freiheit und Unbeschwertheit in deinem Leben genießen, solange es noch geht.“ Doch gerade diese Werte und der damit erzeugte Druck stehen im Kontrast zu der derzeitigen Situation. Die Pandemie schränkt nichts so sehr ein wie Freiheit und Unbeschwertheit. Aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben: Irgendwann werden wir wieder zusammen singen und mit fremden Menschen Discofox tanzen. Und dann geht ‚die beste Zeit unseres Lebens‘ weiter wie versprochen. Dieses Jahr beenden wir das Semester jedenfalls gemeinsam mit einem Glas Wein vor dem Laptop.