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Bild: Pressefoto von Maria Camila Ruiz Lora

“Niemand von uns ist cooler als der
Andere” – BRKN über Therapie,
Trennung und seine neue EP Rahat

Lesezeit: 3 Minuten

Rahat [rɑ.ˈhɑt] ist das türkische Wort für Ruhe – und der Name von BRKNs
neuer EP. BRKN macht sehr souligen Rap und RnB auf deutsch und überzeugt nicht nur
mit seinen geschmeidigen Gesangshooks, sondern auch mit sehr
selbstreflektierten Texten. Wir haben mit ihm über Liebe, Therapie und mentale
Unruhe gesprochen.

Wie passt Rahat in BRKNs Diskografie?

Rahat ist die EP, die nach dem Album “Drama” kommt. Viele Ähnlichkeiten hört man
sofort raus. Während es auf Drama noch hieß “Wenn du bleibst, wenn du gehtst,
Eins bleibt gleich, es tut weh” hören wir jetzt “Ich dachte echt es wär Liebe, doch
warum gehts mir dann besser, seitdem du nicht mehr hier bist?”
Man könnte jetzt schnell auf die Idee kommen, Rahat wäre die Weiterentwicklung
von Drama, aber es ist nicht die gleiche Geschichte. “Es geht um ne ganz andere
Frau tatsächlich. Ist einfach ein anderer Teil meines Lebens. Vielleicht ergibt die EP
Sinn für euch von Außen, weil es einfach um mich geht.”
Rahat ist quasi eine positive Break-Up EP. Es geht in vielen Fällen darum, dass die
Trennung scheiße war und weh tut – aber wahrscheinlich auch unvermeidbar war.
Aber obwohl es beim durchhören sehr kohärent klingt, war das Projekt gar nicht so
groß angelegt. “Ich wollte eigentlich gar kein Projekt machen, ich wollte eigentlich
am liebsten nur Singles rausbringen. Dann waren aber es zu viele Songs, die fertig
waren.” BRKN sagt selbst, dass der Sound der EP aus seinem Werk rausfällt. “Da
sind Sachen drauf, die ich mich vorher nicht getraut hätte, weil ich dachte, das klingt
zu sehr nach anderen Leuten”. Den Song “Seit du weg bist” hat BRKN am Anfang
noch gehasst, weil er ihm zu poppig und außerhalb seiner Comfortzone war. Er hat
aber bei der Aufnahme auf seine Kollegen vertraut und am Ende unter anderem von
seinem Bruder das Feedback bekommen, es sei der “beste Song, den er je
geschrieben hätte”.

Heartbreak, Dancebreak und broken System

Inhaltlich geht es um Liebe, Breakup und Anstrengung. Liebessongs zu schreiben ist
vielleicht gar nicht so einfach, wenn man etwas sagen will, das nicht schon
tausendmal gesungen wurde. “Ich schreib sehr viel auf. Manchmal macht man sich
Gedanken und dann wird’s halt n Song. Es ist nicht so, dass ich mich hinsetze und
sage ‘Ich schreib jetzt n Liebessong’” Die Songs beleuchten aber alle einen
interessanten Aspekt von Liebe: Bei “Seit du weg bist” singt BRKN davon, dass es
ihm seit der Trennung besser geht, ihm das aber Angst macht. “Never Love you
again” ist die Aussage “Hör auf mir zu schreiben” auf einen Dancetrack gerappt.
Bei “Sad in Merida” geht es darum, dass du vor Schmerz nicht davonlaufen kannst –
und auch um generational Trauma. Das ist auch ein Thema, das sich durch die EP
zieht. Die Rastlosigkeit, das Nicht zur Ruhe kommen. “Ich denk auch irgendwie
daran, dass wir so als Ausländer in Deutschland irgendwie eine Art Schmerz mit uns
tragen. Was irgendwie unfair ist, aber vielleicht niemals weggeht”.
In seinem Intro heißt es im letzten Satz “Diese Rastlosigkeit wird uns noch
umbringen” und spiegelt die Lebensrealität vieler Menschen in Deutschland mit
Migrationshintergrund wider. Auch der Laylow Freestyle ist eine Hymne auf BRKNs
Gang. “Bist du queer oder black sind wir auf deiner Side. […] Alle meine Leute haben
Herz, alle meine Leute haben Style”

Redet über eure Struggles

Ein Track, der besonders plakativ ist, heißt “Therapie”. Darin geht es auch darum,
seine eigenen Issues zu reflektieren – vielleicht mit Therapie – aber natürlich auch im
Selbstfindungsprozess noch liebenswert zu sein. Aber Probleme mit dir selbst führen
natürlich auch zu Problemen in der Beziehung. “Wie du mit dir selber sprichst, wirkt
sich darauf aus, wie wertvoll du dich selbst wahrnimmst oder was du denkst, du
verdienst. Ist ja auch oft so, dass man mit anderen viel nachsichtiger ist mit sich
selbst.”
Auch wenn wir heutzutage offener mit den Themen Mental Health und Therapie
umgehen, gibt es weiterhin Leute, die darüber nicht öffentlich sprechen wollen oder
der Meinung sind, es wäre vielleicht eine Form von Schwäche.
“Wenn man über Sachen wie Therapie spricht, schämt man sich irgendwie dafür.
Aber das Ding ist: Alle anderen sind ja nicht cooler als du. Es ist ja nicht so, als ob
die anderen keine Probleme hätten. Tut doch nicht so, als ob das euch alle nicht
betreffen würde!”
BRKN ist dafür bekannt, dass er sowohl in seinen Songs als auch bei Interviews
offen über seine Probleme redet. Erst letztens hat er im Podcast “Danke, gut” von
Miriam Davoudvandi über seine Pornosucht gesprochen.
“Ich denke immer es ist wichtig darüber zu reden. Auch das Album, als es damals
rauskam, ist sehr persönlich. Und dann an dem Tag an dem sowas erscheint bin ich
kurz so ‘Ach scheiße, das hören sich jetzt alle an”. Die Reaktionen aus BRKNs
Umfeld sind aber alle sehr positiv, und seine Gang unterstützt ihn sowieso, egal was
er macht.
Wie die Tracks im einzelnen entstanden sind und warum BRKN bei seinen Songs
egal ist, wie seine Expartnerinnen dazu stehen erfahrt ihr in unserem Interview.