You are currently viewing Schulden – und dann?
Bild: Unsplash - Lobostudio Hamburg

Schulden – und dann?

Lesezeit: 2 Minuten

In Deutschland ist das Thema Schulden noch schambehaftet. Es wird häufig nicht darüber geredet. Dabei ist es eigentlich ein alltägliches Thema, welches in bestimmten Momenten zum Problem werden kann. Wir haben darüber mit Stefanie Aumüller von der zentralen Schuldnerberatung Bonn gesprochen.

First things first: Schulden sind für viele normal und bei großen Investitionen häufig auch unvermeidbar. Richtig problematisch wird es oft erst bei der „Überschuldung“. Das bedeutet, dass Menschen beispielsweise die Raten für ihre Kredite nicht mehr bezahlen können, auch wenn sie ihren Lebensstil stark ändern. In Bonn sind etwa 7,6 % der Menschen überschuldet. Insgesamt sinken die Überschuldungsquoten in Deutschland leicht; bei den unter 30-Jährigen ist jedoch ein leichter Anstieg festzustellen. Die Beratungsstellen sind trotzdem überlaufen. Das bestätigt auch Frau Aumüller, Leiterin der zentralen Schuldnerberatung Bonn, in unserem Gespräch. Sie betont, dass es wichtig ist über dieses Thema zu sprechen.

„Wenn man seinen eigenen Familien – und Freundeskreis mal durchgeht … da wird schon jemand dabei sein“

Auch innerhalb von Bonn gibt es große Unterschiede: Während beispielsweise in Bonn Dransdorf mi 16,86 % etwa jede sechste Person überschuldet ist, sind es in Bonn-Venusberg nur 2,7 % der Menschen. Klar ist jedoch: Nach wie vor sind viele Menschen betroffen. Im Jahre 2023 waren insgesamt 5,65 Millionen Menschen überschuldet. Frau Aumüller sagt, dass sie „überlaufen sind“, und es unter Umständen abseits der Sprechstunden und Notfalltermine auch zu längeren Wartezeiten kommen kann. Kritisch zu der aktuellen Situation rund um die Schuldnerberatung äußert sich auch Christoph Zerhusen in einem Beitrag der Verbraucherzentrale NRW. Er führt die Daten der Überschuldung unter anderem auf eine Änderung im Verfahren der Datenerhebung zurück.

Viele Ursachen, viele Lösungswege

Die Gründe für Schulden sind individuell. Oft geht dem Gang in eine Schuldnerberatung ein langer Prozess voraus. Frau Aumüller zeigt außerdem auf, dass Betroffene zwar jemandem etwas schulden, aber nicht immer auch direkt ‚Schuld‘ an dieser Situation haben. Auslöser von Überschuldung können beispielsweise auch Schicksalsschläge wie Unfälle oder Krankheiten sein. Daher könne es „jedem von uns passieren“. Doch die Schuldnerberatung kann hier unterstützen. Die Beratung ist dabei „ergebnisoffen“ und bietet verschiedene Lösungsansätze, betont Frau Aumüller. Ein möglicher Weg ist die Privatinsolvenz. Die Schuldnerberatung kann jedoch ebenso gemeinsam mit den betroffenen Personen metaphorisch „den Rucksack [packen]“, um erstmal eine Zeit mit den Schulden zu leben.

Mögliche Probleme frühzeitig erkennen

Sie betont in unserem Gespräch daher, dass es wichtig ist „mit jemandem [zu] reden, auch wenn man nicht in eine Beratungsstelle geht“. Da könne es auch einfach eine Person sein, der man vertraut, damit man „es zumindest bespricht“. Studierende gehen häufig nicht in die Beratung. Rein statistisch betrachtet sind die meisten auch noch nicht betroffen, da Dinge wie Studienkredite erst später zum Problem werden. Wer sich unsicher ist, kann sich an die Beratungsstellen in Bonn wenden. Die Schuldnerberatung bietet beispielsweise eine Telefonberatung an (montags und mittwoch zwischen 11-12 Uhr). Die Sozialberatung des AStA ist außerdem eine erste Anlaufstelle für alle, die allgemein bei ihrer aktuellen finanziellen Situation unsicher sind.

Fazit

In Deutschland ist das Themen Schulden oft noch mit Scham verknüpft. Wichtig ist, darüber zu reden und auch im eigenen Umfeld aufmerksam zu sein. Die Angebote der Beratungsstellen sind meistens kostenfrei und wer sich unsicher ist, kann sich dorthin wenden. Schulden sind zwar etwas alltägliches, können jedoch auch schnell zum Problem werden. Dann gibt es Mittel und Wege, um diese Probleme zu lösen zu – man ist damit nicht alleine.