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Bild: bonnFM / Anne Glaser

Studentische Vollversammlung von Fridays for Future – und nun?

Lesezeit: 3 Minuten

Am Mittwoch sind an der Universität Bonn rund 370 Studierende der Einladung der Hochschulgruppe Fridays for Future Bonn zu einer Studentischen Vollversammlung gefolgt. Insgesamt sechs vorab erarbeitete Forderungen wurden zur Diskussion gestellt und nach Abstimmung in den Katalog aufgenommen. Die Gruppe begrüßt Unterstützung auch bei der weiteren Ausarbeitung, damit die Forderungen möglichst konkret und zeitnah der Universität und der Stadt Bonn unterbreitet werden können.

In nur zwei Stunden haben die Anwesenden der Studentischen Vollversammlung am Mittwoch über die Forderungen der Hochschulgruppe Fridays for Future (FfF) Bonn beraten und abgestimmt. Doch nicht nur Diskussion und Abstimmung fanden in dieser Zeit statt: Auch mehrere Reden wurden gehalten, unter anderem von dem 16 Jahre jungen Noah Rosenbrock als Vertreter der FfF Ortsgruppe Bonn sowie vom Bonner Geologen Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim im Namen der Scientists for Future. Der Meteorologe Prof. Dr. Clemens Simmer brachte nüchtern und fachlich aktuelle Forschungsergebnisse mit auf die Bühne, während die Sprecherin der Hochschulgruppe Stefanie Golomb während ihrer Rede von der Zahl der Anwesenden und deren Elan sichtlich gerührt war.

Folgenden Forderungen der Hochschulgruppe FfF Bonn wurden gestellt:

  1. Solidarisierung mit den Forderungen der Fridays for Future Bewegung und Unterstützung der Ausrufung des Klima-Notstands durch die Stadt Bonn.
  2. Klimaneutralität bis 2025, Strom aus erneuerbaren Energiequellen bis 2020,Analyse des eigenen CO2-Fußabdrucks und Offenlegung der Ergebnisse.
  3. Unterstützung von Ausbau und Zugänglichkeit des ÖPNV für alle und Verbesserung der Rahmenbedingungen für Fahrradfahrer*innen an der Universität.
  4. Dauerhaftes und kostenloses Bildungsangebot zum Thema “Klimakrise, Klimagerechtigkeit, Lösungsansätze” zum Sommersemester 2020 für Studierende und Nicht-Studierende.
  5. Abwägung und Offenlegung potenzieller Schäden und Nutzen für das Klima bei der Wahl von Forschungsprojekten und Kooperationspartner*innen.
  6. Bis Ende 2019: Einheitliches Mülltrennungssystem, Umstellung auf ressourcenschonende Bürogeräte und Recyclingpapier.

Die anschließende Diskussion verlief zügig und harmonisch. Zu den im Vorfeld ausgearbeiteten Forderungen erhoben sich keine Gegenstimmen. Neben Nachfragen zu bestimmten Formulierungen gab es vonseiten der Anwesenden vor allem Anregungen, die das Moderatorenteam betont dialogoffen entgegennahm und die für die weitere Bearbeitung protokolliert wurden. „Es waren coole Beiträge dabei und es sind natürlich Punkte, die eigentlich eine längere Diskussion erfordern, die man mit der Menge an Leuten so nicht führen kann“, hieß es nach der Veranstaltung vonseiten der Arbeitsgruppe, die die Forderungen zusammengetragen hatte. „Aber da wäre es natürlich wünschenswert, dass die Leute dann ins Plenum kommen und man da noch einmal in kleinerer Runde diskutiert.“ Die Forderungen sind also in ihrer am Mittwoch besprochenen Form nicht in Stein gemeißelt. Vielmehr dienten sie als Rahmensetzung, die noch weiterer Ausformulierung bedürfe. Dies geschieht in den kommenden Wochen bei den regelmäßigen und öffentlich zugänglichen Zusammenkünften der Hochschulgruppe Fridays for Future Bonn (Donnerstags 17:30 Uhr, Alte VHS).

Transparenz und Alltagsbezug

Die Formulierungen der Hochschulgruppe und einige der Reaktionen darauf während der Diskussion machten deutlich, dass die Ziele von Fridays for Future Bonn hoch gegriffen daherkamen. Moderator Luca Samlidis betonte wiederholt, dass die Gruppe in der späteren Umsetzung notwendige Kompromisse bereits im Hinterkopf habe und die Forderungen daher nicht zu niedrig ansetzen wolle. Besonders eine Tendenz zog sich aber durch die Formulierungen: Neben der naheliegenden stärkeren Berücksichtigung von Umweltfolgen ist es vor allem der Wunsch nach Transparenz, der sich in einem Großteil der Forderungen wiederfindet. Neben den von FfF geforderten weitreichenden Veränderungen, die die Universität vor größere Herausforderungen stellen werden, schlugen die Anwesenden auch konkretere und lebensnähere Maßnahmen vor, um die Hochschule zumindest im direkten Kontakt mit seinen Studierenden und Mitarbeitern, nachhaltiger zu gestalten, wie beispielsweise durch Möglichkeiten zur Einsparung von Papier und Plastik im Uni-Alltag.

Fragst Du einen Studenten, erhältst Du eine studentische Antwort

Die Forderungen der Hochschulgruppe Fridays for Future Bonn verfügen nun über eine studentische Legitimation, benötigen aber weitere Ausarbeitung, bevor sie der Universität und der Stadt Bonn vorgelegt werden können. An dieser Stelle ist die Gruppe auf interessierte Laien und fachkundige Experten angewiesen, die bei der Konkretisierung des Forderungenkatalogs helfen können.Umsetzbare und präzise Forderungen gehen teilweise über den Horizont und die Fachkenntnis der Studierenden hinaus – der Dialog ist daher erwünscht und steht jedem offen. Was zumindest den Mikrokosmos Bonner Studierender angeht, so zeigen sich diese zu Veränderungen und Anpassung bereit.