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© Wolfgang Seehofer

„Wir erfinden uns nicht ständig neu, aber man hört eine Entwicklung.“ – Wanda im Interview

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Letzte Woche veröffentlichte die österreichische Band Wanda ihr viertes Album „Ciao“. Wir haben mit dem Gitarristen der Band, Manuel Christoph Poppe, gesprochen: Über Veränderung, Italien und die kommende Tour.

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bonnFM: Du bist Manu, der Gitarrist der Band Wanda. Ihr habt letzte Woche ein neues Album veröffentlicht. Es ist euer viertes Album, denn ihr macht schon eine ganze Weile Musik. Gibt es etwas, was an diesem Album anders ist?

Manuel Christoph Poppe: Die Art und Weise, wie wir es aufgenommen haben war anders als bei den letzten Malen. Wir haben ein Haus gemietet, haben uns da ein Studio eingebaut und uns da selbst versorgt. Wir sind nicht nach Hause gefahren am Ende des Tages und hatten einen Kosmos, wie wenn wir auf Tour wären, wo wir auch zusammenleben und die Zeit miteinander teilen. Ob man das auf der Platte hört, weiß ich nicht, aber es war auf jeden Fall eine andere Herangehensweise als sonst. Sonst haben wir nur in abgeschotteten Kellerstudios aufgenommen. Ob man’s hört, weiß ich nicht, aber es hat Spaß gemacht?

bonnFM: Wie lange habt ihr euch etwa in diesem Haus „weggesperrt“?

Manu: Es waren so 9-10 Tage, etwas mehr als eine Woche. In der Zeit haben wir das Album aufgenommen. Die Songs hat Marco schon vorher geschrieben, die waren natürlich vorbereitet. Aber die eigentliche Aufnahmezeit waren diese 9-10 Tage. Wir tüfteln da nicht lange. Wenn etwas nach dem dritten Take nicht sitzt, dann wird es verworfen.

bonnFM: „Ciao Baby“ ist die Single von eurem Album, die war schon vorher draußen. Ciao ist sowohl eine Begrüßung, als auch eine Verabschiedung. In dem Song klingt es eher nach einer Verabschiedung. War das eine persönliche Erfahrung, die ihr da verarbeitet habt? Oder verarbeitet ihr generell persönliche Erfahrungen in euren Songs?

Manu: Also persönlich sind die Texte und die Musik natürlich immer, aber nicht unbedingt konkrete Verarbeitungen von Lebensereignissen. Es geht schon eher darum, dass jeder, der es hört, dass Gefühl hat, seine Geschichte erzählt zu bekommen. Also es handelt sich nicht um einen selbst erlebten Abschied. Und man könnte auch sagen, dass das Paar, das am Ende mit dem Mercedes untergeht und sich küsst, im Untergehen zusammenbleibt. Es bietet wie immer vielfältige Interpretationsmöglichkeiten. (Anmerkung: Manu bezieht sich hier auf das Musikvideo zu „Ciao Baby“.)

„Wir haben kein besonderes Fable für Italien.“

bonnFM: Was mir auch aufgefallen ist, ist das „Ciao“ ja ein italienisches Wort ist und eure Alben haben immer italienische Namen. Beziehungsweise ihr habt auch generell häufig italienische Themen, zum Beispiel „Bologna“. Habt ihr da eine besondere Bindung zu?

Manu: Ja, also bei den Albumtiteln geht’s eher darum, dass sie kurz und catchy sind. Der Italienbezug, der bei diesem Album, finde ich, viel weniger ist als bei den anderen, ist aufgrund von Marcos „Migrationsgeschichte“. Er hatte Familie in Italien und ist deswegen dort öfter im Urlaub gewesen. Aber es gibt jetzt keinen besonderen Italien-Fable von uns. Es klingt einfach cool und catchy.

bonnFM: Das auf jeden Fall. Ihr habt einen sehr eigenen Stil. Wie würdet ihr euch selbst genremäßig einordnen? Oder würdet ihr euch überhaupt einordnen?

Manu: Ich finde das immer sehr schwer. Wenn man uns einordnen will, darf jeder alles. Jedem ist es frei, wo er es hinpackt. Ich würde sagen, es ist wohl Popmusik. Natürlich haben wir eine klassische Rockformation: Schlagzeug, Gitarre, Bass, Klavier. Aber ich würde trotzdem sagen, es ist Popmusik.

bonnFM: Das Genre Pop hat viele verschiedene Facetten. Wie sieht es bei euch privat aus? Was hört ihr privat für Musik und lasst ihr euch davon inspirieren?

Manu: Nein. Es ist ganz gemischt von Klassik über Jazz über Rockmusik, Blues. Also wir haben alle verschiedenen Geschmäcker, die sich immer überschneiden. Wir hören gemeinsam oft Musik und wo die Inspiration herkommt, weiß man ja nie. Das kann man nie sagen. Wir gehen jetzt nicht her und sagen: „Ey, das Lied von der Band XY finden wir cool, lehnen wir uns an den Stil, oder den Sound an!“ Das würden wir nie machen. Woher dieser Initialschlag kommt, das weiß man nicht. Wenn man das wüsste, dann könnte man das verkaufen, dann wäre man eine Maschine. Das kommt so aus einem heraus, aus einer gewissen Ruhe, glaube ich. Aus jedem von uns, egal, ob man in der Frühe oder am Abend arbeitet, man braucht eine gewisse Form der Ruhe. Wenn sich das Leben verändert, verändert sich auch die Musik.

„Es wird wohl immer bei Gitarre und Schlagzeug bleiben.“

bonnFM: Also würdest du sagen, dass eure Musik auch in den letzten Jahren verändert hat?

Manu: Naja, schon. Sie entwickelt sich. Die Lieder entwickeln sich. Ich finde nicht, dass wir uns unbedingt ständig neu erfinden, aber man hört schon eine Entwicklung. Es geht in dem Album zum Beispiel viele Instrumentalpassagen, die es bis jetzt eher weniger gab. Ein bisschen verspielter vielleicht, aber am Ende klingt es nach einer anderen Platte. Wir werden jetzt nicht mit Synthesizern oder extrem experimentellen Instrumenten Musik mache. Es wird wohl immer Schlagzeug, Gitarre bleiben. Das wird sich nie ändern.

bonnFM: Ihr geht nächstes Jahr auf eine Tour, auch durch Deutschland. Ist das eure größte Tour bisher?

Manu: Naja, wir touren seit 2014 fast durchgängig. Aber es ist schon ziemlich groß dieses Mal. Jetzt in Deutschland und Österreich, das sind schon die großen Hallen. Viel größer geht’s fast nicht mehr, außer jetzt die Stadien, aber das planen wir nicht. Aber die größeren Hallen, zum Beispiel in Köln das Palladium. Also das macht schon Spaß.

bonnFM: Wie siehts denn mit Bonn aus? Wie stehen unsere Chancen, dass ihr auch mal in unsere Stadt kommt?

Manu: Wenn ihr uns einladet, kommen wir natürlich! Ich befürchte Bonn steht nicht auf unserem Tourplan, dann müsste man doch den Zug nach Köln wagen, wenn ich ehrlich sein soll. Das ist ja um die Ecke, ihr habt ja immerhin den gleichen Flughafen.

bonnFM: Vielen Dank für das Interview!