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Ein Roadtrip durch Deutschland für besseren gesellschaftlichen Dialog? – Philipp und Justus von Studopolis im Interview

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60 % der Jugend blickt hoffnungsvoll in die Zukunft – so zumindest die Zahlen aus der Studie „Jugend in Deutschland“. Dass Justus und Philipp von Studopolis Teil dieser optimistischen Gruppe sind, wird im Interview mit ihnen sofort deutlich. Sie engagieren sich seit Jahren politisch, seit der Corona-Pandemie in Form von Studopolis. Studopolis ist eine Organisation, die sich für einen überparteilichen Dialog einsetzt. Im Gespräch berichten sie über ihre Beweggründe, sich politisch bei Studopolis zu engagieren, über eine Deutschlandtour und darüber, wie überparteilicher Dialog in der Praxis aussehen kann.

Was ist Studopolis?

Studopolis hat seinen Sitz zwar in Bayern, doch es gibt in ganz Deutschland verteilte Ortsteams. Philipp und Justus studieren beide VWL und sind im Ortsteam „Köln-Bonn“ aktiv. Die Aufgabe dieser Teams ist es, regelmäßig politische Events zu planen. Studopolis selbst ist ausschließlich spendenfinanziert und wird von Studierenden organisiert.

„Studopolis ist ein überparteiliches politisches Forum, das von jungen Menschen für junge Menschen gegründet wurde. Es hat zum Ziel, gerade junge Menschen überparteilich über verschiedene politische Themen zu informieren, zum politischen, angenehmen Diskurs […] und auch zu politischem Engagement anzuregen.“
– Justus

„Zu unseren Veranstaltungen sind explizit alle eingeladen“

Der Anlass für das Gespräch? Studopolis ist derzeit auf Deutschlandtour, „bei der [sie] in 16 Wochen 16 Bundesländer abfahren mit einem VW-Bus […] und so möglichst viele Menschen, junge Menschen vor allen Dingen, deutschlandweit erreichen wollen“, erklärt Philipp. Viele Angebote während der Deutschlandtour sind so gestaltet, dass jede*r als Teilnehmer*in partizipieren kann – etwa bei Pub-Quizzes oder in Form von Straßenumfragen in verschiedenen Städten. Darüber hinaus gibt es Live-Podcasts und Podiumsdiskussionen mit Politikerinnen. Zum Zeitpunkt des Interviews hat der Bulli Station in NRW gemacht. Die Deutschlandtour läuft noch bis September.

„Wir laden jetzt explizit keine AfD-Vertreter mehr ein“

In der Vergangenheit wurde der überparteiliche Ansatz von Studopolis auch kritisiert. Insbesondere der Umgang mit der AfD – etwa durch deren Einladung zu Podiumsdiskussionen – wurde hinterfragt. Im Interview erzählen sie, wie man mit allen Gruppen im Dialog bleiben kann. Nach der Einstufung des Bundesamts für Verfassungsschutz Anfang Mai änderte sich dies.

„Wir standen da lange im Zwiespalt zwischen unserer Überparteilichkeit und dem Umstand, dass – wenn man jetzt vor allen Dingen auf die AfD schaut – viele Menschen von ihr angesprochen werden, die wir in unserem politischen Diskurs natürlich nicht außen vor lassen wollen. […] Und deswegen haben wir lange darüber gesprochen und sind nun zu dem Entschluss gekommen, dass wir – vor allem mit dem neuen Beschluss des Bundesverfassungsgerichts [sic] und dem Urteil des Verfassungsschutzes – die AfD nicht mehr einladen wollen. Denn wir sind zwar überparteilich, aber eben auch demokratisch. Und da können wir die AfD bei unseren Veranstaltungen leider nicht mehr berücksichtigen.“
– Philipp

Was wie ein Widerspruch zur Grundidee klingt, ist eher konsequent. Politischer Dialog mit allen, die sich innerhalb der freiheitlich demokratischen Grundordnung bewegen. Aktuell gilt bezüglich der Einstufung der AfD eine Stillhaltezusage. Als Reaktion auf eine Klage der AfD vor dem Verwaltungsgericht Köln, hat das Bundesamt für Verfassungsschutz die Einstufung vorerst ausgesetzt. Dies sei eine „verfahrenstechnische Entscheidung – aber keine Aussage zur Sache“, so Kolja Schwartz, ARD-Rechtsredaktion.

Gesprächsräume schaffen

Die Organisation Studopolis befindet sich im stetigen Wandel. Seit 2021 gibt es zum Beispiel den Podcast Kaffee und Fluchen, der „deine politische Pause ist, die [sie] mit bekannten Personen aus Politik und Gesellschaft verbringen“. Unter anderem waren dort Christian Lindner, Bodo Ramelow und Damian Hardung zu Gast. Das zeigt: Es sollen möglichst viele Menschen erreicht werden. Hierzu werden Gäst*innen aus vielen unterschiedlichen Bereichen eingeladen.

Fazit

In der eingangs erwähnten Studie „Jugend in Deutschland“ wird deutlich, dass das Vertrauen in das politische System gesunken ist. Es braucht neue Ideen. Philipp sagt:

Die Hauptidee von Studopolis ist, der gesellschaftlichen Spaltung entgegenzuwirken – und zwar vor allen Dingen dadurch, dass man sich respektvoll und sachlich austauscht.“

Diesen Wunsch merkt man Philipp und Justus, im Prinzip aber der gesamten Organisation, deutlich an. Mehr Infos zur Organisation und wie ihr euch beteiligen könnt, findet ihr auf ihrer Webseite: https://studopolis.org.
Das gesamte Interview gibt es hier außerdem in voller Länge.

Anm. der Red.: Das Interview wurde am 27.05.2025 geführt.