Am 15.10. zeigte der deutsche Komiker Hans-Joachim Heist, auch bekannt als Gernot Hassknecht, der Wutredner der heute-Show aus dem ZDF-Abendprogramm, sein bisher zweites Bühnenprogramm im Pantheon in Bonn-Beuel. Unter dem Titel „Jetzt wird’s persönlich“ gab er eine Mischung aus Video-Einspielern und eigenem Vortrag zum Besten, in der er sich ausgiebig der kritischen Betrachtung zur Lage der Nation widmete.
Traurige Tatsachen
Fast zwei Stunden inklusive kurzer Pause widmet sich Gernot Hassknecht an diesem Abend seinem neusten Bühnenprogramm. Den Beginn macht ein kurzer Einspieler, der den Alltag der Figur in zu erwartend komischer Manier skizziert und das Publikum auf den kleinen, wütenden Mann aus dem Öffentlich-Rechtlichen gebührend vorbereitet. Immer wieder wird der Vortrag im Folgenden von kurzen, im Vornherein aufgenommenen Sketches durchbrochen und unterteilt. Auch das Liveprogramm selbst wechselt ungehetzt die Themen und Vortragsformen: Mal wird ein Brief an den amtierenden amerikanischen Präsidenten Donald Trump verlesen, mal lockert Hassknecht die Stimmung mit einem interaktiven Publikumsquiz: Hitler oder Höcke, wer hat’s gesagt?
Der Titel des Programms ist irreführend. Wirklich persönlich wird Hassknecht nicht, denn auch wenn seine Kritik sich explizit auf einzelne Akteure der aktuellen Politik bezieht, bleibt sie doch stets auf einem vertretbaren, salonfähigen Niveau. So hitzig, wie man den Satiriker aus dem Fernsehen kennt, ist er auf der Bühne nicht. Statt den Politikern einfach nur eins reinzuwürgen, widmet sich der komplette Abend vielmehr dem Aufzeigen wesentlicher Missstände der Nation. Hierfür braucht es manchmal sogar kaum konstruierte Witze – die trockene und ungehaltene Darstellung trauriger Tatsachen reicht meist schon, um dem Saal lautes Lachen zu entlocken – teils herzlich, teils resignierend.
Wo liegt denn eigentlich der Unterschied zwischen einem Burkini und einem Neoprenanzug?
Den Ton sowie die Thematik (mitsamt deren bittersüßem Realismus) kennt man so bereits aus dem ZDF-Format der heute-Show, die auch im Programm Erwähnung findet – letzten Endes ist und bleibt Gernot Hassknecht ja eine Kunstfigur des Senders. Dennoch besticht das Programm mit einigen wichtigen Aussagen und Kritikpunkten, die in dieser Deutlichkeit gerade heute größte Beachtung verdienen. Welche Berechtigung hat das Verhüllungsverbot der Schweiz, wenn der Unterschied zwischen dem Burkini und dem Neoprenanzug nicht eindeutig zu definieren ist? In welch einer Zeit leben wir, dass am Grundgesetz – dem Grundpfeiler unserer Demokratie – derart gerüttelt werden darf? Was sagt es über unsere Gesellschaft aus, dass sie ihren Bürgern den persönlichen Wert je nach Krankenversicherung zuspricht? Etc. pp.
Persönliches Fazit: Sarkastisch klatscht der Millenial
Die Bühnenshow von Gernot Hassknecht greift Gedanken auf, die ein liberal gesinntes, politisch interessiertes Publikum so vermutlich schon selbst entwickelt hatte. Der Genuss liegt hier in der Bestätigung, dass das eigene Denken auch von Persönlichkeiten mit Reichweite geteilt und verbreitet wird. Der rohe, aggressive Humor und die satirische Herangehensweise unterhalten das Publikum, fangen aber auch den Tonus des liberalen politischen Diskurses auf. Für einen Abend mit Lachmuskel-Kater ist die Thematik zu nah an der Realität, aber für Fans des 1,63m großen Wüterichs und Leute in Endzeitstimmung ist „Jetzt wird’s persönlich“ eine wertige Erfahrung. Wer sich von dieser Welt schon nichts mehr erhofft, der kann auch frei über die darin kursierenden Katastrophen lachen. Die Millenials werden wissen, wovon ich rede.