Wer eine große Liebe für kleine Konzerte mit guter Musik und ein bisschen Neugier hat, wie es wohl bei anderen Menschen zu Hause aussieht, ist bei „Musik in den Häusern der Stadt“ genau richtig.
Gastgeber öffneten zwischen Dienstag dem 12. und Sonntag dem 17. November ihre Türen und laden Musiker und Publikum zu sich nach Hause, ins Büro oder ins Atelier ein.
Ein Willkommen
Vergangen Mittwoch öffneten Petra und Ansgar Knipper bereits zum sechsten Mal rund 50 fremden Menschen ihre Tür, um zusammen mit ihnen ein Live-Konzert bei sich im Wohnzimmer zu genießen. Für die meisten ist es unvorstellbar so viele fremde Gäste bei sich zu Hause zu empfangen und zu umsorgen, allerdings nicht für Petra Knipper. „Es entstehen hinterher immer sehr schöne Gespräche und es ist immer eine sehr angenehme, schöne Atmosphäre“, erzählt die Gastgeberin. „Jeder schätzt, dass man auch mal in den engen Kontakt mit den Musikern kommen kann. Man erlebt Musiker nun mal nicht oft so hautnah.“ Die Freude an den vielen fremden Gästen kauft man dem Ehepaar Knipper auch tatsächlich ab, denn trotz der vielen unbekannten Menschen auf so engem, privatem Raum, hat man sich wohl und willkommen gefühlt.
The Klezmer Tunes
An diesem Abend ist das Ensemble The Klezmer Tunes, bestehend aus Vadim Baev am Akkordeon, dem Violinisten Igor Mazritsky und Dimitri Schenker an der Klarinette, bei den Knippers aufgetreten. Das Trio hat es geschafft dem Publikum mit Hilfe von Klezmermusik jüdische Kultur näher zu bringen. Wer es nicht kennt, Klezmermusik ist jüdische Volksmusik, die vor allem auf Festen gespielt wird. Allerdings haben die Musiker aus dieser traditionsreichen Musik etwas Neues, frisches und eigenes zu schaffen. „Klezmer Musik ist bei uns nicht so altmodisch. Wir versuchen sie zwar nicht modern, aber frisch zu machen“, erklärt Igor Mazritsky. Mit jedem Stück, dass an diesem Abend gespielt wurde, wurde auch eine kurze Geschichte oder Anekdote von den Musikern erzählt. Mit Bildern im Kopf wurde das Publikum so auf eine musikalische Weltreise von New York, über Paris bis nach Odessa genommen.
Ob 15 oder 95 – Für jeden ist etwas dabei
Wenn man vergangenen Mittwochabend versucht hätte die Zielgruppe der Veranstaltungsreihe anhand des Publikums zu ermitteln, könnte man meinen es sei etwas für Menschen mittleren Alters oder älter gewesen. Das Durchschnittsalter lag schätzungsweise bei Ü40. Junge Leute hätten jedoch auch Spaß an der entspannten und lockeren Atmosphäre gehabt. Zwar ist Klezmermusik in der Regel kein Genre was häufig in den Playlisten junger Leute zu finden ist, aber genau das hat das Konzert so besonders gemacht. Man hatte die Möglichkeit sich über die Grenzen seines eigenen Musikgeschmacks hinauszuwagen und etwas Neues auszuprobieren. Nicht oft hat man bei Konzerten die Möglichkeit so nah an den Musikern zu sein oder gar sich mit ihnen zu unterhalten, auszutauschen und von ihnen zu lernen.
Wer nächstes Jahr auch bei Musik in den Häusern der Stadt dabei sein möchte, sollte sich frühzeitig um Karten kümmern. Dieses Jahr waren sie binnen weniger Minuten vollständig ausverkauft. Außerdem organisiert der Kultursalon e.V. die Veranstaltungsreihe Literatur in den Häusern der Stadt, was auch im kommenden Jahr wieder stattfinden wird. Dort präsentieren Autorinnen und Autoren in den Wohnungen und Büros Bonns ihre Texte.