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So poetisch war Loyle Carner in Köln unterwegs

Lesezeit: 3 Minuten

Am 24.01. konnten Hip Hop Fans den UK-Rapper Loyle Carner im Carlswerk Victoria live erleben. Dieser spielt aktuell die Tour zu seinem dritten Studioalbum „Hugo“ und wir waren für euch vor Ort.

Blumen von Kofi Stone

Bevor Loyle Carner die Stage betritt, steht sein Rapper-Kollege Kofi Stone als Support Act auf der Bühne. Davon, dass er nicht der Headliner der Tour ist, merkt man aber wenig, denn im Carlswerk sind die Hip Hop Hände ab dem ersten Song in der Luft und bewegen sich zu Kofis Flows. Dass er stark flowen kann, beweist er vor allem mit der Performance seines Songs „Buster Flow“, zu dem er sagt:

„Someone sent me a message on Instagram, saying he likes the song, but he doesn’t think I can rap it live. So let‘s see if I can prove him wrong.“

Kofi und die Crowd verstehen sich so gut, dass er nicht nur für einen Song in die Menge kommt, sondern sogar ein paar Blumen verteilt, um seinen Song „Talk About Us“ anzukündigen, der mit der Zeile „I shoulda bought you flowers in the rain“ anfängt. Als Kofi die Stage verlässt, ist die Konzerthalle voller Energie und bereit für Loyle Carner.

Begeisterung ab der erste Silbe

Der eröffnet seine Show mit dem Intro-Track „Hate“ vom aktuellen Album. Offensichtlich sind einige Hardcore-Fans unter den Zuschauer*innen, denn einige rappen ab der ersten Silbe mit. Das Energielevel geht direkt nochmal ein Stück nach oben, denn Loyle hat eine Liveband bestehend aus Keyboarder, Gitarrist, Bassistin, Drummer und DJ dabei. Die sorgen für ordentlich Groove und geben den sehr Sample-lastigen Songs des Künstlers für die Live-Show nochmal ein neues Feeling.

Zwischen Liveband und a cappella

Besonders intensiv fühlen sich aber die Momente an, in denen die Band kurz leise wird, denn der bekannte Lyricist baut immer wieder kleine a cappella Teile ein, um die seine Band Übergänge zwischen den Songs baut. In diesen Momenten ist die Menge leise und hört aufmerksam jedem Wort zu und Loyle Carners größte Stärke zeigt sich: Seine Texte. Zu diesen verliert er zwischendurch auch immer wieder ein paar Worte und erzählt Details zu seinem Album. So zum Beispiel, wie die Platte durch Fahrstunden im Auto seines Vaters beeinflusst wurde und wie Loyle durchs Vater werden einen Weg gefunden hat, die Beziehung zu seinem Vater wieder aufzubauen.

Fahrstunden als Therapiesitzungen

Diese war nämlich von Wut und Enttäuschung geprägt, seitdem sein  Vater die Familie verlassen hatte, als er noch ein Kind war. So wuchs Loyle ohne seinen schwarzen Elternteil auf, was ihn auch seine eigene Identitätsfindung erschwerte. Um diese negativen Gefühle nicht auch an seinen Sohn weiterzugeben, entschied sich Loyle, seinen Vater anzurufen, als er erfuhr, dass er Vater wird. So kam es zu besagten Fahrstunden, welche laut Loyle am Anfang von wütenden Gesprächen begleitet wurden. Mit der Zeit konnte er dennoch etwas Verständnis für seinen Vater entwickeln und die Beziehung mit ihm verbessern. Er reiste sogar zusammen mit seinem Vater in dessen Heimat Guyana, die er selbst, seitdem er als kleines Kind nach Großbritannien kam, nicht besucht hatte.

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Das poetische Finale

Das Auto von seinem Vater hat das Kennzeichen “HGU”, weshalb es den Spitznamen “Hugo” hat – daher der Name des Albums. Als letzter Song der Setlist spielt deshalb auch der Song „hgu“, welcher auch der letzte Song seines Albums ist. Damit schließt er den Bogen und beendet das Konzert mit einem Plädoyer für das Vergeben. Nachdem er noch einen letzten Song als Zugabe spielt, haben die Fans aber noch nicht genug gehört und rufen Loyle Carner nochmals auf die Bühne. Dieser ist ihm auf der Tour wohl noch nicht passiert, denn einen weiteren Song hat er gar nicht mehr auf Lager. Deswegen entscheidet er sich spontan ein Gedicht vorzutragen. Ein letztes Mal an dem Abend sind alle für eine Minute still und Loyle entlässt seine Fans mit den Worten:

„I close my eyes, had to take my time, realise that the life I find is not the life online. I locked my phone off and walked outside and reached up to the sun that shines.“ Wer das Konzert verpasst hat, kann Loyle Carner dieses Jahr noch im Sommer auf einigen Festivals, z.B. dem Hurricane oder dem Maifeld Derby, live erleben!