You are currently viewing „Are you ready to lose your voices with us tonight?“ – Pierce the Veil in Köln
Bild: bonnFM.

„Are you ready to lose your voices with us tonight?“ – Pierce the Veil in Köln

Lesezeit: 3 Minuten

Am 3. April 2023 war es endlich soweit: Pierce the Veil kehrten nach 8 Jahren wieder nach Köln zurück, um im Palladium im Rahmen ihrer „The Jaws of Life“-Tour, mit ihrem gleichnamigen neuen Album aufzutreten.

Pierce the Veil ist eine DER Bands aus der Emo-Szene der 2010er Jahre. Besonders ihr Album „Collide with the Sky“ von 2012 gilt als Genre-Klassiker. Die Band hat damit ihren eigenen stilistischen Kosmos aus Post-Hardcore, Pop-Punk, Progressive Rock, Metalcore und Experimentellem geschaffen. Ihre mexikanischen Wurzeln und gelegentliche Flirts mit stilistischen Elementen aus Mittelamerika haben zu einer ganz eigenen Genre-Bezeichnung geführt: Mexicore. Nach 7 Jahren Pause hat die Band 2023 ihr neues Album „The Jaws of Life“ veröffentlicht. Damit sind sie jetzt zusammen mit Holding Absence und Dayseeker auf Tour.

Mariachi-Band?

Die Lichter gehen aus und das Gemurmel der Menge verstummt, aber aus den Lautsprechern kommt nicht das übliche verzerrte Gitarrenriff oder ein Schlagzeugbeat, sondern der mexikanische Ranchera-Song „El Rey“ von Vicente Fernandes. Nach einigen Zeilen des Liedes und deutlicher Verwirrung mancher Konzert-Besucher*innen scheint es, als würde die Platte springen. Unter Störgeräuschen beritt anstelle einer Mariachi-Band, niemand Geringeres die Bühne des Palladiums, als die Emo-Legenden Pierce the Veil.

Das lange Warten hat ein Ende

„This is the craziest fucking show we have ever played in Germany“, sagt Frontmann Vic Fuentes nach den ersten paar Songs. Klingt vermutlich erstmal wie eine Floskel, vor allem wenn man bedenkt, dass das letzte Konzert der Band in Deutschland schon 8 Jahre her ist, die Show hat also nicht besonders viel Konkurrenz um den Titel „craziest fucking show“. Trotzdem haben Pierce the Veil alles gegeben, um zu beweisen, dass sich das lange Warten gelohnt hat. Die Show beginnt mit „Death of an Executioner“ vom neuen Album. Der Song ist sowohl musikalisch als auch pyrotechnisch sehr explosiv und setzt so den Ton für den Abend. Der Rest der Setlist ist eine Mischung aus alten und neuen Songs. So werden jüngere Fans mit Songs wie „Pass the Nirvana“ abgeholt. Aber auch die alten Fans, die sich auch selbst gerne als „elder Emos“ bezeichnen, kommen mit „A Match Into Water“ und „Caraphernelia“ auf ihre Kosten.

„We need some help up here”

„Dieser Song gehört jetzt nicht mehr uns, er gehört euch“, sagt Vic Fuentes bevor die Band ihren Song „Hold On Till May“ anstimmt und widmet ihn damit den Fans. Die Band verschenkt an dem Abend allerdings nicht nur Songs an Fans. Denn der Song wird nach dem ersten Chorus unterbrochen, und ein Fan aus der Menge wird auf die Bühne geholt. Nach einer Umarmung und viel Euphorie bekommt sie die Gitarre von Frontman Vic Fuentes geschenkt und bleibt für den Rest des Songs auf der Bühne. Was für die Fans ein unververgesslicher Moment ist, ist für die Band mittlerweile allerdings schon eine Tradition. Vic Fuentes hat also, nicht nur durch das gelegentliche Gitarre in die Luft werfen, einen großen Verschleiß an Instrumenten.

Massen-Katharsis

Danach bleibt die Stimmung erstmal emotional mit zwei Akustikversionen von „Resilience“ und „Bulletproof Heart“ die mache Fans nicht nur zum Mitsingen, sondern auch zum Weinen bringt. Die Tränen werden aber schnell wieder getrocknet und die Stimmung wird nochmal ordentlich angeheizt. Denn die Band bringt mit „Hell Above“ die Energie nicht nur zurück, sondern noch einen setzt noch einen drauf. Alle Tränen, die vorher bei den emotionalen Songs nicht gefallen sind können jetzt im Moshpit ausgeschwitzt werden. Die kollektive Katharsis erreicht ihren Höhepunkt beim allerletzten Song der Zugabe: „King for a Day“. Wer bis dahin noch eine Stimme hatte, verliert sie jetzt spätestens beim Schreien von „I’m tired of begging for the things that I want“. Denn sind wir ehrlich, viele deutsche Fans haben wirklich seit 8 Jahren gebettelt, endlich diesen Song wieder mitschreien zu dürfen.

Die Band verlässt die Bühne und das Licht geht wieder an. Das vollkommen mit Konfetti bedeckte Publikum wird von „I Wanna Dance with Somebody“ von Whitney Houston aus seiner Trance geweckt. Ein passender Abschluss für einen Abend der bis oben hin gefüllt war mit Energie, Euphorie und Emotionen. Man kann nur hoffen Pierce the Veil lassen für ihr nächstes Konzert diesmal nicht so lange auf sich warten.