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Filmvorführung des Bonn Center for Dependency and Slavery Studies

Wohin ist eigentlich die harte Arbeit verschwunden?

Lesezeit: 2 Minuten

Der Film „Workingman’s Death“ ist Teil der Filmreihe „Who’s got the Power?“, organisiert vom Bonn Center for Dependency and Slavery Studies. Der Film konfrontiert sein Publikum mit Arbeit und Abhängigkeit und regt zum Nachdenken an.

Nichts für Leute mit Klaustrophobie: auf der Leinwand der Brotfabrik kriecht ein ukrainischer Kohlearbeiter durch einen Schacht. Der Schacht misst höchstens 40 cm in die Höhe. Mit Spachtel und Hammer bricht er riesige Stücke des Gesteins direkt über sich ab. Ob sie manchmal Angst haben, werden die Arbeiter aus dem Off gefragt. „Nicht nur manchmal, die ganze Zeit“ antwortet einer der Männer auf ukrainisch. „Wenn der Schacht 10cm runterkommt, dann wars das.“

Die Geschichte der ukrainischen Kohlearbeiter gehört zu einer von fünf, die der Film „Workingman’s Death“, von Michael Glawogger aus dem Jahr 2004, seinem Publikum präsentiert. Sie sind Beispiele für Arbeit, mit der wir in unserem Alltag nicht in Berührung kommen, von der wir auf einer globalen Ebene jedoch profitieren. Kohlearbeiter in Schächten der Ukraine, Schwefelabbau auf einem Vulkan in Indonesien, Schlachthöfe in Nigeria, Schweißer auf einem englischen Frachter in Pakistan, Stahlarbeiter in einer Fabrik in China.

Die Kamera begleitet den Arbeitsalltag der „working men“. Was dadurch entsteht, ist mehr als eine Reportage über schwere, gesundheitsschädliche und lebensgefährliche Arbeit. Es ist eine Dokumentation über Menschlichkeit. 

Das Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS) ist eines der Exzellenzcluster der Universität. Die Forscher*innen beschäftigen sich mit Abhängigkeiten und definieren Begriffe wie moderne Sklaverei neu. Sie veranstalten die Filmreihe „Who’s got the Power?“, zu deren Programm auch „Workingman’s Death“ gehört, um Aufmerksamkeit auf ausbeuterische Arbeitssysteme zu richten. Ein Thema, das elementar für ihre Studien ist. Nach jedem Film wird zu einer offenen Diskussionsrunde mit Expert*innen des BCDSS eingeladen, um Meinungen und Eindrücke auszutauschen.

„They are bound because of their conditions to take these kinds of jobs” – Ayesha Hussain, Forscherin am BCDSS

Nachdem der Film beendet ist, beginnt die Diskussion. Viele Leute melden sich zu Wort und der Film, die gezeigten Abhängigkeiten, die Menschen und ihre Geschichten werden auf verschiedene Weise aufgegriffen. Kann hier von moderner Sklaverei geredet werden? Was bringt diese Menschen zu solcher Arbeit? Welche Auswirkungen hat diese Arbeit auf uns? Das BCDSS wünscht sich mehr Menschen, wie in diesem Publikum. Denn es braucht Anteilnahme und Bereitschaft, sich der unangenehmen Wirklichkeit globaler Arbeitsverhältnisse zu stellen. Die Filmreihe soll noch mehrere Jahre weitergehen und ein breites Themenspektrum umfassen – genau wie die anschließenden Diskussionen.