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Bild: Ambigo

Über Außenseiter, Avatar & Ansprüche – SATARII im Interview

Lesezeit: 3 Minuten

Die Hamburger Rapperin SATARII ist noch neu im Game – trotzdem überzeugt sie mit professionellem Sound, eigenem Style und sehr viel Herzblut in allem, was sie macht. Ihre zweite EP “Cyberpunch” ist persönlicher – geht aber auch richtig in die Fresse. Im Interview hat sie mit uns über ihre Vergangenheit, ihren Sound und die neue EP gesprochen.

Work hard, slay hard

“Jeder Song sollte ein Hit werden” – mit diesem Motto geht SATARII nicht nur an ihre neue EP Cyberpunch, sondern an Alles, was sie tut.

Eigentlich ist sie Newcomerin – ist aber schon jetzt Teil eines Labels und hat auch schon auf einem Festival gespielt. Das liegt daran, dass sie sich nach eigener Aussage intensiv in Deutschrap eingearbeitet hat. “Ich hab sehr viel produziert und sehr viel Trash produziert”. Hinter einem guten ersten Projekt, das den Anschein eines “Naturtalents” erweckt, stecken in Wahrheit viele Versuche, die man nicht mehr sieht. Doch die Arbeit zahlt sich aus – SATARII und ihr Produzent Ambigo, mit dem sie auch gerne schreibt, liefern einen bombastischen Sound mit cleanen Punchlines und sind dabei auf jedem Track sehr konsistent.

Dass SATARII aus schwierigen Familienverhältnissen kommt, macht sie nicht zum Geheimnis. Darüber erzählt sie auch auf ihrem Track Goldregen. Ihre Eltern sind beide nach Deutschland geflohen und mussten sich alles selbst erarbeiten – eine Einstellung, die sich auch in ihrer Musikkarriere niederschlägt. “Ich musste immer zeigen, dass ich es wert bin, gefördert zu werden. Dass ich es wert bin, dass man an mich glaubt. Oder dass ich mehr sein darf als das, was das Leben für mich vorgesehen hat.” Das zeigt sich zum Beispiel schon in dem Moment, in dem ihre Eltern kein Geld mehr haben, um ihr den Musikunterricht zu bezahlen. “Wenn du kein Geld hast, um dir diese ganzen Sachen zu finanzieren, dann musst du dich halt anders beweisen, damit Leute for free in dich investieren”.

Diese Struggles werden zwar in ihren Texten verarbeitet, gleichzeitig legt sie aber auch eine laid-back-Attitüde an den Tag und hat selbst den größten Spaß daran, freche Punchlines mit Anime-Referenzen zu Pokémon oder Avatar zu schreiben. Dass sie dabei akribisch auf Flow und Reimtechnik achtet, kann man deutlich heraushören.

Cyberpunch – Vom Außenseiter zum Superheld

SATARII ist großer Fan von Konzepten. Künstler:innen wie Lady Gaga, Beyoncé oder auch einige K-Pop Bands haben ihre Werke alle durchkonzipiert – und genau so geht auch SATARII an ihre Projekte heran.

Das Soundbild von Cyberpunch macht dem Namen auf jeden Fall alle Ehre: Die Beats schlagen einem mit kräftigen Bässen und epischen Melodien in den Gehörgang – und auch die Punchlines tun ihr Übriges.

Aber wer genau wird gepuncht? “In der EP geht es darum, sich selbst wieder aufzubauen, vom Loser, von der Person die gemobbt wurde. Es gibt keinen speziellen Gegner, es ist mehr so ein sich selbst wieder aufraffen.” SATARII gräbt dabei auch in ihrer eigenen Vergangenheit. “Da gehts viel um mein Teenie-Ich. Es ist für mich immer schwer gewesen, meine emotionale Vergangenheit in Songs zu fassen. Ich versuche eigentlich immer Musik zu machen um mich selbst aufzupushen.” Und nicht nur sie selbst wird davon selbstbewusst, denn die Zeilen, die teilweise feministische und migrantische Perspektiven einnehmen, werden sicherlich viele Leute in ähnlichen Situationen ansprechen.

Auf der EP gibt es zwei Seiten: Einmal die etwas überdrehten Hyperpop-Tracks, die eher Form über Inhalt stellt und SATARIIS lockere Seite zeigt – stellvertretend dafür ist z.B. der Song Jack Sparrow, der auch den allgemeinen Sound der EP vorgibt.

Und dann gibt es die aggressive Seite, die auch gerne ernste Aussagen trifft, so wie im Song Goldregen. “Meistens schreibe ich das Konzept und dann entsteht erst der Beat. Aber dieses Mal war es so, dass Ambigo mir einfach sehr viele emotionale Beats gezeigt hat, wo ich gefühlt habe, dass es jetzt Zeit ist, aus mir herauszukommen” Was SATARII hier als “emotionale Beats” beschreibt ist auf jeden Fall debattierbar – emotionale Conscious-Rap-Fans würden an dieser Stelle sicherlich nicht zustimmen.

Cyberpunch könnt ihr ab heute auf allen Plattformen streamen. Wer auf ein SATARII Konzert im Rheinland hofft, muss sich aber leider noch gedulden, bis jetzt ist leider noch keins angekündigt.

Warum SATARII kein Fan von Autotune ist, was ihr beim Schreiben am meisten Spaß macht und welche ihre Lieblingsfolge von Avatar ist, das erfahrt ihr in unserem Interview.