Flamingos am Kotti heißt das vierte Programm von Till Reiners, das er selbst als “besser als alle anderen davor” beschrieben hat. Am vergangenen Freitag trat er damit im Pantheon auf und eins war schon nach ein paar Minuten klar: Im Programm geht es um viel, um Flamingos und das Kottbusser Tor in Berlin allerdings nicht.
Das ganze Pantheon in Beuel ist bis auf den letzten Platz ausverkauft als Till Reiners am Freitag, den 11.03. die Bühne betritt. Aus den Boxen dröhnt in voller Lautstärke “X Gon’ Give it To Ya” von DMX. Der Saal ist nur leicht beleuchtet. Auf die Bühne werfen Scheinwerfer pinkes Licht, die bis auf einen obligatorischen Barhocker leer ist.
Vom ersten Moment an ist die Stimmung gut. Spielend einfach fängt er einen Lacher nach dem anderen ein. Sofort ist klar: Crowdworking, also das Einbeziehen des Publikums, ist ihm alles andere als fremd. Auf die Frage, wer den weitesten Anfahrtsweg hatte kann er mehrfach mit spontanen Jokes antworten. Da ist er Vollprofi.
Übers Erwachsen werden oder sein und eigene Schwächen
Thematisch ist viel abgedeckt. Ob Erwachsen werden, geklaute Personalausweise, Toxische Männlichkeit, oder der Glaube – jedem Thema begegnet Till Reiners mit einer Mischung aus Selbstironie und Gesellschaftskritik. Immer wieder bindet er sich selbst ein, erzählt von seinen Schwächen und verbindet sie mit eigenen Beobachtungen. Ab wann ist man zum Beispiel erwachsen? Mit seinen 37 Jahren fühlt sich Till Reiners auf jeden Fall noch nicht so und sieht nach eigener Aussage auch nicht danach aus.
“Männer haben eine gemeinsame Eigenschaft: Sie können sehr gut begutachten”
Ausführlich erzählt er von den vielen Gegenständen, die er ständig verliert. Von seinem engen Verhältnis zum Schlüsseldienst und davon, wie er sich oft mal selbst überschätzt. Eine männliche Eigenschaft, wie er sagt. Zum Ende des Abends hin erzählt er lebhaft von einem Abend in Süditalien, an dem ihm eine andere männliche Eigenschaft aufgefallen ist. Männer können nämlich laut Till Reiners besonders gut Dinge begutachten und sich dabei gut vor anderen Aufgaben drücken, wie dem Aufräumen zum Beispiel. Das Besondere an der Art und Weise wie er beispielsweise über Rollenbilder und geschlechtsspezifische Eigenschaften spricht ist, dass er sich selbst nicht ausnimmt. Generell ist er oft selbst die Pointe seiner Witze. Es ist keine Art von Humor, in der sich nur über andere lustig gemacht wird und das macht das ganze Programm ansprechender.
Wenig Politik, viel Gesellschaftskritik
Insgesamt ist sein Programm überraschend unpolitisch. Zwar geht es auch kurz um Querdenkende und die Klimakrise, aber im Vergleich mit seinem Programm „Auktion Mensch“ finden politische Themen in diesem Programm weniger Platz. Während es in „Auktion Mensch“ viel um Kapitalismus und die gegenwärtige Politik geht, um Reichtum und arm sein, stehen in „Flamingos am Kotti“ mehr gesellschaftskritische Themen und persönliche Beobachtungen im Vordergrund. Aber das ist auch okay. An diesem Abend steht unbeschwert Lachen im Vordergrund. Und das war ohne weiteres möglich.